Purzelbaum und Liebesbrief by Maj Bylock

Purzelbaum und Liebesbrief by Maj Bylock

Autor:Maj Bylock [Bylock, Maj]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2015-11-13T00:00:00+00:00


Wie ich eine Heilige wurde

'O du frööööhliche, o du seeeelige, gnadenbringende Weiiihnachtszeit', sang Fräulein Svensson und blickte zur Decke hinauf.

Das machte sie meistens, wenn sie sang. Eine Wolke aus kleinen Spucketropfen flog dann über die Orgel und regnete auf Lasses Bank herab. Wie immer wischte er sie sorgfältig mit seinem Pulliärmel weg.

'O du fröööööhliche, o du seeelige, gnadenbringende Weihnachtszeit ...'

Wir versuchten so gut es ging mitzusingen. Im Gemeindehaus sollte ein vorweihnachtliches Lucia-Fest a stattfinden. Das Geld, das wir dabei einnahmen, würden wir den Kindern in Finnland schicken. In Finnland fehlte es wegen des Krieges an Essen und Kleidern. Wir wußten, daß viele Kinder dort kein Weihnachten feiern würden.

Der Pfarrer hatte Fräulein Svensson gebeten, ein Programm zu gestalten. Und dieses Programm waren wir. Natürlich würde es einen Lucia-Umzug geben und eine Aufführung, in der wir Lieder sangen und um die Krippe des Jesuskindes standen und Gedichte aufsagten.

Gun war die Lucia, das war selbstverständlich. Ein paar Mädchen mit lockigen Haaren durften Luciajungfern sein.

Ich sollte Maria spielen, die Mutter des Jesuskindes. Als ich vorschlug, daß Lasse das Jesuskind spielen könnte, weil er doch so klein sei und sowieso nicht singen könne, hielten das weder Lasse noch Fräulein Svensson für eine gute Idee. Lasse durfte den Josef spielen. Das Jesuskind mußte nur still daliegen und schweigen, und das konnte eine Puppe übernehmen, die wir in ein Handtuch wickelten, damit sie wie ein Wickelkind aussah.

Lasse und ich brauchten nicht zu singen. Wir mußten nur Gedichte aufsagen. Mein Gedicht handelte von dem Kinde, das ich im Arm wiegte, und war sehr kurz.

Lasses Gedicht war länger. Es schilderte unsere lange Wanderung von Nazareth nach Bethlehem. Lasse sagte es sehr eindrucksvoll auf. Und wenn er an die Stelle kam, wo sich alle weigerten, uns hereinzulassen, klang er richtig wütend. Das Gedicht stand auf einem Zettel.

Nachdem Fräulein Svensson mit uns geprobt hatte, ließ sie uns Weihnachtsschmuck basteln. Den sollten wir in unseren schönen Kostümen nach der Vorstellung im Saal verkaufen.

Wir schnitten Fransen in raschelndes Seidenpapier und wickelten Sahnebonbons darin ein, die Fräulein Svensson gekocht hatte. Wenn man es geschickt anstellte, konnte man rasch ein Stück abbeißen, bevor man den Bonbon einwickelte. Außen klebten wir Albumbildchen mit Weihnachtsmännern drauf.

Aus rotem und grünem Kreppapier machten wir Blumen mit Stielen aus Draht. Die konnte man in Vasen voller Kiefernzweige stecken.

Das Basteln machte uns Spaß, und den Kindern in Finnland wollten wir auch gern helfen. Nur Lasse nicht, Lasse hatte keine Zeit. Er hatte nämlich endlich gefunden, wonach er den ganzen Herbst gesucht hatte: eine Maus, die so klug war, daß man sie zähmen konnte!

Er hatte sie im Lager des Kaufmanns gefangen, mußte sie aber streng geheimhalten. Daher trug er sie stets in der Hosentasche mit sich herum. Jetzt behauptete er, das Geraschel des Buntpapiers mache seine Maus nervös. Innerhalb einer Stunde mußte er dreimal rausgehen. Beim viertenmal glaubte Fräulein Svensson, daß er Bauchweh hätte. Es sei wohl besser, wenn er nach Hause gehe und sich ausruhe, damit er bis zum Fest wieder gesund sei.

Die Schachtel, in der die Maus wohnte, war aus Blech.



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