Puppenblut by Elke Bergsma

Puppenblut by Elke Bergsma

Autor:Elke Bergsma
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2014-04-09T22:00:00+00:00


24

„Ich glaub fast, der weiß wirklich nichts“, sagte der drahtige Mann, den die anderen beiden Butze nannten, ließ Jens’ Arm los und spuckte zum wiederholten Male neben ihn auf den Boden. Jens spürte, wie sein Arm, dem schlaffen Glied einer Marionette gleich, kraftlos nach unten baumelte, ansonsten aber schien ihm jedes Gespür für seine einzelnen Körperteile abhanden gekommen zu sein. Bis auf diese höllischen Schmerzen, die ihn von innen heraus zu zerreißen schienen. Er war nicht mehr in der Lage, den Schmerz einer bestimmten Stelle seines Körpers zuzuordnen, denn er war einfach überall, mal dumpf, mal stechend, mal schneidend.

In der Erwartung der nächsten Schläge oder Tritte, wagte er es nicht, den Kopf zu heben, sondern ließ den Blick auf sein Knie geheftet, ohne dieses jedoch wirklich wahrzunehmen. Seine Augen waren derart geschwollen, dass kaum noch ein Lichtstrahl den Weg auf seine Linsen fand, sondern er lediglich noch erahnen konnte, ob es in dem kleinen Raum, seiner ganz persönlichen Hölle, hell oder dunkel war.

Zunächst hatten sie ihn nur gefragt, wo er die Leiche Jürgen Bogners entsorgt hatte. Wohl wissend, dass er damit nicht durchkommen würde, hatte er einfach behauptet, von einer Leiche nichts zu wissen. Klatsch! hatte es den ersten Schlag gesetzt, dass er meinte, sein Kopf würde ihm davonfliegen. Versuch gar nicht erst, uns zu verarschen, hatte ihm der Zwerg, der ihn auch schon in Jürgens Wohnung malträtiert hatte, ins Ohr gezischt, vergiss nicht, dass ich dich gesehen hab, mit der Leiche und dem Alten am Großen Meer!

Bei dem Gedanken, was wohl passieren würde, wenn irgendjemand tatsächlich Jürgens leblosen Körper aus der Kiesgrube von Münkeboe fischen würde, war nackte Panik in Jens aufgestiegen, und er hatte krampfhaft überlegt, welche Alternative er den Kerlen auftischen konnte. Also hatte er behauptet, noch in der Nacht mit der Leiche im Kofferraum zum Jadebusen gefahren zu sein und sie irgendwo vor Wilhelmshaven in der Tiefe der Bucht versenkt zu haben. Danach habe er dann in einem Oldenburger Hotel übernachtet, was unschwer nachzuprüfen sei.

„Jadebusen“, murmelte Freerk Düvel nun zum wiederholten Male, als könne er es immer noch nicht fassen. „Was für `ne beknackte Idee.“ Und doch war Jens längst klar, dass es diesen Männern gar nicht um die Leiche von Jürgen Bogner ging, sondern viel mehr um das, was dieser gegebenenfalls mit sich in der Hosentasche herumtrug: Einen Computerstick, wahrscheinlich mit brenzligen Daten darauf. Um welche Daten es sich genau handelte, hatte er aus ihren Fragen und Bemerkungen noch nicht heraushören können.

„Zum letzten Mal, du kleiner Wichser“, hörte Jens so plötzlich eine Stimme feucht in sein linkes Ohr zischen, dass er unwillkürlich zusammenzuckte und den rechten Arm reflexartig vor sein Gesicht hob, obwohl er doch gerade noch der Meinung gewesen war, ihn nie wieder auch nur einen Zentimeter bewegen zu können. Der Stimme nach war es nicht der kleine, drahtige Butze, der ihn so anzischte, sondern der große, schwabbelige Fettkloß mit dem Stiernacken, der das Format eines Bauernschrankes hatte und dessen dicke Finger ständig nervös zuckten. „Du sagst uns jetzt endlich, was du an diesem



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