Promenadendeck by Heinz G. Konsalik
Autor:Heinz G. Konsalik [Konsalik, Heinz G.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-09-24T04:00:00+00:00
Nun lag auch Balboa hinter ihnen, die Hafenstadt am Ende des Panamakanals auf der Pazifikseite, das Tor zur Hauptstadt Panama mit seinem prunkvollen Präsidentenpalast und der mächtigen Kathedrale sowie – nur noch Ruinen – Altpanama, das 1519 von Pedradas Devila gegründet und 1671 von dem Piraten Morgan zerstört wurde. Gewaltige Steinquadermauern, Säulen und ein wehrhafter Turm, gebaut wie für die Ewigkeit, trotzend den Naturgewalten und der modernen Luftverschmutzung.
Ein Teil der Passagiere hatte die gewaltigen Schleusen besichtigt, ein anderer Teil war hinaus nach San Blas zu den Cuna-Indianern geflogen, und sie alle kamen voller Begeisterung zurück, beladen mit Andenken und Eindrücken, mit Foto- und Filmaufnahmen und Postkarten. Welcher normale Mensch kommt schon zu den letzten Inselindianern von Panama?
Nur Ludwig Moor hatte sich geärgert. Auch wenn er von seinem Onkel die Reise und ein dazugehörendes gutes Bankkonto geerbt hatte, änderte das nichts an seinem deutschen Beamtendenken.
Er drückte das so aus:
»Es ist eine unerhörte Frechheit, daß diese Indianer sofort losschreien, wenn man die Kamera hebt: ›One Dollar, please! One Dollar!‹ Und wenn man diesen Dollar nicht zahlt, drohen sie sogar mit der Faust. Ja, wo kommen wir denn da hin? Diese Kommerzialisierung bei den Naturvölkern! Und diese Preise bei den Molas, den bunten Flickentüchern! So'n Ding, 40 x 50 cm groß, soll zwölf Dollar kosten! Zwölf Dollar! Das ist doch Wucher! Das ist ein Ausnehmen der Besucher! Aber man kennt das ja aus Europa. Da steht den ganzen Tag über ein Bettler an der Ecke, und abends, nach Geschäftsschluß, geht er zum Parkplatz und steigt in seinen Mercedes. Überall das gleiche! Nee, bei mir nicht.«
Verbissen wanderte er am nächsten Morgen um acht Uhr früh wieder seine tausend Meter über das Promenadendeck.
Selbst Ewald Dabrowski hatte einen Ausflug nach Panama mitgemacht. Geführt von seiner Pflegerin Beate, den weißen Stock immer etwas vorgestreckt, tastend und unsicher auf unbekanntem Boden, ging er langsam in der Omnibusgruppe mit und ließ sich von Beate erklären, was zu sehen war. Welches innere Bild er sich von diesen Eindrücken machte, wußte keiner, aber jeder im Bus fand es bemerkenswert, daß ein Blinder so intensiv am täglichen Leben teilnahm.
Dabrowski sah mehr als die anderen. Vor dem Blinden braucht man sich nicht zu verstecken. Das dachten auch Erna Schwarme und François de Angeli, die sich von der Gruppe absonderten, in den Ruinen von Altpanama verschwanden, sich auf zwei große Quadersteine setzten und sich, durch Büsche abgedeckt, leidenschaftlich küßten. Dr. Schwarme war an Bord geblieben; die feuchtheiße Luft von Panama bekam ihm nicht. Er saß da lieber auf dem Sonnendeck im Schatten, einen eisgekühlten Drink vor sich und beobachtete die ebenfalls an Bord gebliebenen Damen, die im Schwimmbad herumplanschten. Der italienische Weingutsbesitzer Tatarani leistete ihm dabei Gesellschaft. Er kannte Panama schon und berichtete, wieviel tausend Arbeiter beim Bau des Kanals in dieser Fieberhölle umgekommen waren. Ein Denkmal erinnerte daran.
Dabrowski sah auch, daß sich die beiden Schwulen anscheinend bis zur Ekstase stritten. Jens van Bonnerveen hob ein paarmal drohend die Faust, und Eduard Grashorn schrie ihn mit verzerrtem Gesicht an. Sie standen abseits an der Kaimauer, und es sah so aus, als würden sie jeden Augenblick aufeinander zustürzen.
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