Professor Zamorra - 1002 - Herrscher der Ruinenstadt (1 of 3) by Oliver Fröhlich & Michael Breuer
Autor:Oliver Fröhlich & Michael Breuer [Breuer, Oliver Fröhlich & Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-10-23T04:00:00+00:00
*
»Was jetzt?«, fragte Zamorra angesichts des sich nähernden Feinds. »Kampf oder Rückzug?«
Außerhalb der veränderten Zone warteten die Soldaten auf sie. Die Grenze des dämonisierten Gebiets näherte sich auch ihnen – und damit die Gefahr, den höllischen Umtrieben im Weg zu stehen. Aber würde ein Typ wie Martinot ihnen überhaupt glauben, wenn sie, aus seiner Sicht ohne Zeitverzögerung, wieder auftauchten und ihn vor einem Fliegenschwarm warnten? Andererseits konnten sie die Uniformierten auch nicht den Höllengeschöpfen überlassen.
Dann waren da noch die zerlumpten Gestalten, die auf Zamorra und Nicole zurannten. Dämonische Kreaturen? Besessene? Oder Opfer des Schwarms auf der Flucht? Aus dieser Distanz ließ sich nicht erkennen, ob die Rennenden Hilfe brauchten oder ob man sie selbst bekämpfen musste.
Die Entscheidung wurde ihnen abgenommen, als sie in einer Pause zwischen den Donnersalven hinter sich ein tiefes Grollen hörten. Der Boden bebte unter ihren Füßen.
Der Parapsychologe fuhr herum und starrte auf eine wuchernde Wand aus Wurzeln, die sich aus der Erde bohrten, in die Höhe schossen, sich umschlängelten und ein schier undurchdringliches Geflecht bildeten. Und das, obwohl nicht einmal ein Baum in der Nähe wuchs.
Etliche Meter dahinter konnte Zamorra noch immer Martinot und René erkennen. Ihre Körperhaltung hatte sich nicht verändert. Für sie war bislang höchstens der Bruchteil einer Sekunde vergangen.
»Da scheint jemand Wert auf unsere Anwesenheit zu legen und uns nicht gehen lassen zu wollen«, sagte Nicole. Die letzten Worte konnte der Professor kaum verstehen, denn da setzte der Donner wieder ein.
»Unfreundliche Bande!« Er zog den E-Blaster, schaltete ihn auf Lasermodus und feuerte in die Wurzelwand. Ein faustgroßes Loch war alles, was er damit riss. Und das wucherte sofort zu, sobald er den Energiestrahl auf eine andere Stelle richtete.
Er stieß einen Fluch aus.
Plötzlich tat sich doch ein Spalt in dem Geflecht auf. Seine Ränder schimmerten in der bläulichen Färbung eines Dhyarra-Kristalls.
Zamorra warf Nicole einen Blick zu. Sie hielt ihren Sternenstein in der Hand und erschuf mittels einer konkreten bildlichen Vorstellung den Durchgang.
»Sehr gut, Nici«, rief der Meister des Übersinnlichen.
Da schossen von der Seite bereits fingerdicke Fasern heran und verschlossen den Spalt. Nicole schimpfte leise in sich hinein, versuchte es erneut und scheiterte wieder.
»Ich bekomme es nicht zu fassen«, sagte sie.
»Du willst mir nicht sagen, dass diese Zone gegen Dhyarra-Magie resistent ist, oder?«
»Nein, aber ich bin zu langsam. Ich konzentriere mich auf ein Bild, da überlagert die Wirklichkeit es auch schon wieder und macht meinen Erfolg zunichte. Es fühlt sich an, als würde man versuchen, einen zappelnden Fisch festzuhalten.«
Zamorra erwog, Merlins Stern gegen die Wucherwand einzusetzen. Da die Silberscheibe aber auf die Kraft ihres Trägers zurückgriff, ließ er es bleiben. Der Professor wollte seine Energie für die wirklich gefährlichen Situationen aufbewahren. Zum Beispiel für den Kampf gegen eine Unzahl von Fliegen. Außerdem hatte der Plan ohnehin nicht vorgesehen, beim ersten Anzeichen von dämonischer Aktivität zu fliehen, denn dann hätten sie gar nicht erst zu kommen brauchen.
Das stetige Donnergrollen brach so abrupt ab, als hätte jemand den Stecker gezogen. Dennoch zuckten am Himmel über Paris weiter Blitze durch die Wolken. In der normalen Welt eine akustische 36 Unmöglichkeit, aber in der magischen Zone schienen ganz eigene physikalische Gesetze zu gelten.
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