Pinborough, Sarah by Die Buerde des Blutes

Pinborough, Sarah by Die Buerde des Blutes

Autor:Die Buerde des Blutes
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-06-13T18:02:10+00:00


12

Seit Stunden sitzt er schon auf dem niedrigen, schmalen Bett, starrt nur die Risse im Putz an. Er stört niemanden. Er hat jetzt sein eigenes Zimmer in der Unterkunft. Das hatte er anfangs nicht gewollt. Er war vom Luxuspenthouse zuerst in ein möbliertes Zimmer gezogen und jetzt hierher. Als Nächstes wird er vielleicht versuchen, die Nächte unter den Brücken zu verbringen. Er hatte in dem großen, überfüllten, stinkenden Schlafsaal mit dem ganzen Bodensatz der Menschheit ruhen wollen, doch nach ein paar Nächten hatten ihn die höflichen, wohlmeinenden Freiwilligen hierherverlegt.

Sie sagten, es sei wegen der guten Arbeit, die er mit dem Pfarrer in der Kirche leiste, er brauche einen ruhigen Platz zum Schlafen - aber er weiß es besser. Er kann es in ihren ehrlichen Gesichtern sehen. Der wahre Grund ist, dass er alle anderen verstört. Er bringt die Junkies und Trinker und die Leute, die Schaden genommen haben, zum Schreien und Unruhestiften. Je mehr ein Mensch verwildert, umso deutlicher kann er anscheinend die Wahrheit erkennen oder was noch davon übrig ist. Die Leute hier können sehen, dass er nicht zu ihnen gehört … oder vielleicht ist es einfacher: Sie können dieses Summen in ihren Träumen einfach nicht ertragen, wenn sie sich rastlos hin und her wälzen und von der nächsten Flasche träumen.

Er hat die Fliegen nicht mehr so gut unter Kontrolle, wenn er schläft. Je menschlicher er wird, desto heftiger drängen sie ins Freie. Sie leben nicht lange. Er stirbt, folglich sterben sie auch. Für ein paar kurze Augenblicke drehen manche irre Kreise, ehe sie zu Boden fallen. Er schaut runter, als Beweis liegen drei fast tote Fliegen vor seinen Füßen. Er beobachtet, wie sie sich auf dem Rücken winden, bevor sie sterben, die Beine zappeln hektisch in der Luft. Es hat mal eine Zeit gegeben, da hätte er jede einzelne fühlen können, aber damit ist es vorbei. Er spreizt die Finger und konzentriert sich. Ein winziges, glattes Ei gleitet unter seinem Fingernagel heraus. Er lächelt. Noch hat er, was er für seine Botschaften braucht … wenn es ihn auch kaputtmacht.

Die Wände rücken ein wenig näher, er steht auf. Es ist fast Morgen. Er ist die ganze Nacht nicht zur Ruhe gekommen. Ein Rad im anderen, Spielpläne entfalten sich, Bauern werden gezogen, der König muss beschützt werden. Er runzelt die Stirn und verlässt das kleine Zimmer. Die Pressekonferenz hat ihn überrascht. Der falsche Mann hatte am Tisch gesessen, obwohl er doch hart dafür gearbeitet hatte, dass der richtige diesen Platz bekam. Das kann in Ordnung gebracht werden. Und es ist angenehm, überrascht zu werden, besonders wenn Menschen am Spiel beteiligt sind. Seine Füße schmerzen. Es fühlt sich an, als ob sie schwer auf den Boden stampfen, dabei ist jeder Schritt lautlos. Er ist müde und seine alten Knochen schmerzen. Er überlegt, wann es wohl vorüber sein mag und wie – doch das glaubt er zu wissen. Ein Rad im anderen. Es gibt wirklich nur einen Weg für ihn.

Er geht auf den Eingang zu. Er will die Schönheit der Schöpfung genießen, wenn die Sonne aufgeht.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.