Phoenix: Thriller (German Edition) by Aalbach Jan

Autor:Aalbach, Jan [Aalbach, Jan]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492963268
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2014-02-16T23:00:00+00:00

27 Damāvand, Provinz Māzandarān (Iran),

30. März

»Hörst du was?«, flüsterte Xi.

Elias lauschte. »Irgendwo gurgelt Wasser. Könnte der Bach sein.«

»Das meine ich nicht. Hörst du sonst nichts?«

»Nein. Was denn?«

»Das ist es ja. Kamak hat aufgehört herumzutoben. Ich weiß nicht, wie klug dieses Monster ist, aber es hat den Anschein, als wäre es mit seiner Arbeit zufrieden.«

»Du meinst …?«

Sie nickte. »Die Tür, durch die wir gekommen sind … Kamak ist einer der dreiundzwanzig Tode.«

»Vierundzwanzig. Wieso eigentlich Kamak?«

»Vermutlich aus demselben Grund, aus dem du die Chimäre Esfandiār genannt hast. Sein Name ist mir einfach eingefallen.«

»Vielleicht deshalb, weil Mahmood ihn als bösen Gegenspieler des Simurgh erwähnte. Der Legende nach breitet Kamak seine Schwingen über das Land aus und verhindert so, dass der Regen es tränkt. Alles verdorrt in seinem Schatten.«

»Ein quicklebendiges Symbol des Todes also.«

»Hältst du es für möglich …?« Er verstummte und schüttelte den Kopf.

»Was«?

Elias blickte ihr in die Augen. »Dass wir diese Bestien in den Höhlen ausgesetzt haben?«

»Du meinst, wegen unserer Wächterfiguren in der Eingangshalle? Ich weiß es nicht, Elias. Die beiden könnten auch Vorfahren von uns gewesen sein.«

»Ach, und dann sind wir ihre Reinkarnationen, oder was?«

»Wir sehen ihnen nur sehr ähnlich.«

»Und wie erklärst du dir die verschütteten Erinnerungen, die wir haben? Mit Déjà-vus?«

»Ich glaube nicht an Wiedergeburt.«

»Ich auch nicht. Aber welche Erklärung gibt es dann für dies alles?« Er breitete die Arme aus und deutete in die Rotunde der vierundzwanzig Türen.

Der aus gebrannten Tonziegeln gemauerte Raum war acht oder gar zehn Meter hoch. Die Decke lief nach oben spitz zu und mündete in einem Loch von etwa dreißig Zentimetern Durchmesser. Möglicherweise ein Luftabzug, dachte Elias. Wenn die Rotunde auf den ersten Blick auch kreisrund wirkte, handelte es sich tatsächlich um ein Vierundzwanzigeck.

Es gab ebenso viele Wände und darin eingelassene Türen. Jede war im Hinblick auf Material, Größe oder Form anders beschaffen. Auch die Kunstfertigkeit in der Ausführung unterschied sich immens. Einige prunkten mit aufwendigem Figurenschmuck, und schon die nächste konnte so schlicht gehalten sein wie ein Kellereingang. Über jeder Tür befand sich, dicht unterhalb der Decke, ein weiteres Loch – vierundzwanzig Mäuler, die alle Oh! zu rufen schienen. Am merkwürdigsten aber war: Oberhalb jeder Tür hing ein goldener Apfel an einer langen Kette, die bis zur Decke hinaufreichte.

»Erinnert mich irgendwie an die Goldäpfel, die den Göttern ewige Jugend bescheren«, murmelte Xi. »Sie wachsen an dem Wunderbaum im heiligen Garten, den die Hesperiden hüten, die Töchter der Nacht.«

»Vergiss nicht den hundertköpfigen Drachen Ladon. Ich fürchte, die Äpfel hängen nicht nur zur Zierde da. Sie sind unser Weg nach draußen.«

»Oder in den Tod. Meinst du, es genügt, an einer Kette zu ziehen?«

»Vielleicht sind sie ja nur zur Verwirrung dort oben aufgehängt.« Elias zog nacheinander an den Griffen oder Ringen sämtlicher Türen. Sie waren samt und sonders verschlossen. Er rüttelte sogar an derjenigen, die er mit dem Eispickel gesichert hatte. Auch sie bewegte sich nicht mehr.

»Anscheinend hat Kamak sie zugesperrt«, sagte Xi.

»Oder es gibt einen verborgenen Mechanismus, der das erledigt, sobald sich jemand in der Rotunde befindet.« Er blickte nach oben. »Leuchte mal mit deinem Findestein etwas höher.

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