Philosophenportal by Zimmer R

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Autor:Zimmer, R [Zimmer, R]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-10-12T18:12:14+00:00


Die Welt als Wille und Vorstellung, die Anfang 1819 bei dem Verleger F. A. Brockhaus erschien, brauchte viele Jahre, bis sie von einem größeren Publikum wahrgenommen wurde. Schopenhauers großer Wurf wirkte zunächst wie ein gestrandetes Ufo in einer Zeit, die von der geschichtlichen Macht der Vernunft überzeugt war. In den ersten anderthalb Jahren verkauften sich gerade einmal hundert Exemplare, der größte Teil der Auflage musste eingestampft werden. Zudem überwarf sich Schopenhauer wegen des Honorars mit seinem Verleger, der mit diesem Buch immerhin ein großes kaufmännisches Risiko eingegangen war. Eines der wichtigsten philosophischen Werke des 19. Jahrhunderts versank für einige Jahrzehnte im Vergessen.

Schopenhauer selbst hat jedoch nie an der Bedeutung seines Werks gezweifelt. Bescheidenheit in dieser Hinsicht war ihm fremd, obwohl oder vielleicht gerade weil seine Umwelt ihm keinerlei Erfolg oder Bestätigung verschaffte. Zunächst sah er das Buch noch als Sprungbrett für eine akademische Karriere an. Doch seine Bemühungen, ausgerechnet an der Berliner Universität, der Hochburg der ihm so verhassten Hegelschen Philosophie, Fuß zu fassen, scheiterten. Die Studenten zeigten wenig Interesse an dem unbekannten Privatdozenten.

Anfang der dreißiger Jahre siedelte Schopenhauer nach Frankfurt am Main über und richtete sich dort als Privatgelehrter ein. Dort schloss er 1843 den zweiten Band der Welt als Wille und Vorstellung ab, der 1844 zusammen mit der zweiten Auflage des ersten Bandes erschien. Zu jedem der vier ursprünglichen Teile hatte er mehrere Essays geschrieben, die den Hauptgedanken des ersten Bandes fortführen und erweitern. Darunter Essays wie »Über das metaphysische Bedürfnis des Menschen« und der in den Buddenbrooks erwähnte Aufsatz »Über den Tod und sein Verhältnis zur Unzerstörbarkeit unseres Wesens an sich«, die viel zur späteren Popularität des Werkes beigetragen haben. Sie schlagen die Brücke zu konkreten weltanschaulichen Fragen des Menschen und lassen sich auch unabhängig von den anderen Teilen des Buches lesen.

Gerade der letztgenannte Essay erfüllt das Bedürfnis vieler Leser nach einer »philosophischen Religion«: Da unsere individuelle Existenz ohnehin nur eine von Schuld und Egoismus geprägte Erscheinungsform des Willens ist, sollte der Tod als eine Reinigung begriffen werden, eine Gelegenheit, sich vom Schein des Ichs zu befreien. »Das Sterben«, so Schopenhauer, »ist der Augenblick jener Befreiung von der Einseitigkeit einer Individualität, welche nicht den innersten Kern unseres Wesens ausmacht.« Dieser Kern ist unsterblich.

Mit dem Erscheinen seiner so genannten »Nebenschriften«, der Parerga und Paralipomena 1851, die auch die berühmten Aphorismen zur Lebensweisheit enthalten, fand Schopenhauers Werk endlich stärkere Beachtung. Der alte Schopenhauer konnte schließlich den Ruhm genießen, den der Geniewurf des jungen Mannes eigentlich schon verdient gehabt hätte. Dass man ihn nun den »Buddha von Frankfurt« nannte, mag er sogar als nicht sachunkundiges Kompliment betrachtet haben. Denn er war es schließlich, der mit seiner Welt als Wille und Vorstellung als erster bedeutender europäischer Philosoph der indischen Philosophie Eingang ins westliche Denken verschafft hatte.

Für Friedrich Nietzsche wurde Schopenhauers Werk sogar zu einer Art philosophischem Erweckungserlebnis. Auch die Lebensphilosophie um den französischen Philosophen Henri Bergson ist ohne Schopenhauer nicht denkbar. Auffällige Parallelen gibt es auch zwischen Schopenhauer und der Psychoanalyse Sigmund Freuds. Dazu gehört die Erkenntnis, wie trügerisch unser Glaube



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