Philip Maloney by Graf Roger

Philip Maloney by Graf Roger

Autor:Graf, Roger [Graf, Roger]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3906542068
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Die Farbtherapie

Frau Hämmerli war in einen langen Mantel gehüllt, als sie mein Büro betrat. Sie roch dezent nach einem Duftwasser, das mir schon mehrmals im Tram in die Nase gestochen war. Ich bot ihr eine Tasse Kaffee an, sie schüttelte aber den Kopf und bat mich, das Fenster zu öffnen.

«Ich bin allergisch auf Hausstaub.»

«Bei mir atmen Sie höchstens Bürostaub. Gegen den bin ich zwar auch allergisch, aber meine Nase hat sich daran gewöhnt.»

Ich ging zum Fenster, öffnete es und staunte über die kalte Luft, die in mein Büro strömte.

«Ich werde mich nie daran gewöhnen. Ich sauge mehrmals täglich die Wohnung, habe alle Teppiche weggeschmissen und mir anstelle der Matratze ein Wasserbett gekauft.»

«Klingt nicht übel. Vielleicht sollten wir mein staubiges Büro verlassen und auf Ihrem Wasserbett weiterreden.»

«Das geht nicht. Mein Freund ist erst seit einer Woche tot.»

«Ist er ertrunken?»

«Er hat sich aus dem Fenster gestürzt.»

«Was doch junge Männer alles tun, wenn man sie unbeaufsichtigt in der Wohnung läßt.»

«Wir haben nicht zusammengelebt. Er wollte es nicht. Vielleicht wäre alles ganz anders gekommen, wenn ich darauf bestanden hätte, daß er zu mir zieht.»

«Ich könnte Ihnen einen garantiert staubfreien Whisky anbieten.»

«Bitte nicht. Alkohol macht mich fröhlich, und ich habe keinen Grund fröhlich zu sein.»

«Wir könnten auch ein wenig traurig sein. Ich habe Übung darin, seit mein Hamster vor über vierzig Jahren starb.»

«Ich möchte, daß Sie für mich arbeiten.»

«Ich sauge keine Wohnungen.»

«Sie sollen den Mord an meinem Freund aufklären.»

«Sie gehen demnach davon aus, daß er aus dem Fenster gestoßen wurde?»

«Er hat sich nicht umgebracht. Sie müssen Beweise finden. Ich habe Ihnen alles aufgeschrieben. Wie er lebte, wie er war. Leider habe ich die Papiere zu Hause vergessen, aber ich werde sie Ihnen zuschicken. Hier ist ein Foto von Hans.»

«Moment mal. Das Gesicht kenne ich.»

«Tatsächlich? Das ist aber seltsam. Haben Sie für Hans gearbeitet? Wollte er wissen, ob ich ihm treu bin?»

Während die eisig kalte Luft langsam mein Büro füllte, tauchten in meinem Kopf Bilder auf. Ich erinnerte mich an einen regnerischen Tag im Herbst und einen ziemlich bescheuerten Auftrag. Hans Brenner rief mich an und wollte, daß ich ihn ein paar Stunden lang in seinem Taxi begleitete, weil er sich bedroht fühlte.

«Jemand hat gestern auf mein Taxi geschossen. Um diese Zeit an dieser Straße.»

«Und weshalb melden Sie den Vorfall nicht der Polizei?»

«Ich habe meine Gründe. Ich möchte nicht, daß mein Chef glaubt, ich sei dem Taxigewerbe nervlich nicht mehr gewachsen. Ich bin ein guter Fahrer. Ich fluche nicht über Politiker und Baustellen, und ich stelle keine unnötigen Fragen. Wenn sich jemand halbnackt in mein Taxi setzt, bitte schön, solange er zahlt, fahre ich ihn, wohin er will. Aber erschießen lasse ich mich nicht.»

«Ich möchte nicht unhöflich sein, aber Sie fahren jetzt bereits zum zweiten Mal durch eine Einbahnstraße. Und wenn ich mich nicht täusche, in die falsche Richtung.»

«Ich bezahle Sie dafür, daß Sie ein Auge auf die Scharfschützen werfen, die hinter Hecken und parkierten Wagen auf mich lauern. Mein Fahrstil geht Sie nichts an.»

«Ihr Fahrstil scheint mir aber die größere Gefahr zu sein, als all die Hecken, die auf Sie lauern.



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