Pfoten vom Tisch! by Kerkeling Hape

Autor:Kerkeling, Hape
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Piper

Nachdem die Katze nun schon eine gute Woche mit uns lebt, hat sich meine zukünftige Schwiegermutter Elke zu einer spontanen Stippvisite angemeldet.

Ob sie Katzen überhaupt mag? Bisher sind Elke und ich uns nur einmal kurz bei einem sehr formellen Abendessen begegnet. Das war mehr ein erstes Beschnuppern. Sie ist eine feine, tendenziell zurückhaltende Dame mit Sinn für gute Umgangsformen. Die Tatsache, dass sie uns nun besuchen kommt, beweist ja eigentlich schon, dass es da so etwas wie gegenseitige Sympathie gibt, oder!?

Wir leben in Umbrien, da trinkt man nun mal Wein. Im Gegensatz zu uns trinkt Elke allerdings nichts. Hoffentlich bin ich ihr nicht zu plump, zu gesellig oder zu einfach gestrickt. Was, wenn sie schwierig oder kapriziös ist? Dirk sagt natürlich: Mutti ist die Beste. Ich solle mir mal keinen Kopf machen. Tue ich aber. Ich mache mir immer einen Kopf. Genau deshalb tun mir Katzen ja so gut.

Das eigentliche Kennenlernen zwischen der Frau Mama und mir soll nun hier bei mildem Wetter an lauen Sommerabenden mit Blick auf unsere Feenwiese im Tal stattfinden. Bella Italia eben. Besser geht’s doch nicht, denke ich wenigstens.

Als Rückendeckung für die anstehende Vertrauensanbahnung habe ich meine zweitbeste Freundin Gudrun gebeten, ebenfalls mit von der Partie zu sein, wenn es heißt: Auf in den Kampf, die zukünftige Schwiegermutter naht nonstop mit dem Ferienflieger aus Köln.

Meiner Gudrun geht, ähnlich wie meinem zukünftigen Mann, nie der Gesprächsstoff aus, und so ist sie dankenswerterweise selten um eine Antwort verlegen. Auf jeder Party ist sie deshalb ein gern gesehener Gast und meist die Small-Talk-Queen. Es gibt niemanden, der Gudrun nicht mag. Meine liebe Freundin mit ihrer angeborenen Champagnerlaune kann also nicht schaden. Eine ordentliche Prise Gudrun wird uns höchstens über so manchen Moment der Verlegenheit hinweghelfen. Beste Voraussetzungen also für einen gelungenen Einstand bei meiner Schwiegermama in spe. Eigentlich.

Der skeptische Abschiedsblick unserer Katze Anne bei der Abfahrt zum Flughafen hätte mir zu denken geben sollen. Bekanntlich kommt es immer anders, als man denkt. In Annes Blick liegt so ein Ausdruck von »Oha!?«.

Das Wetter spielt am Ankunftstag jedenfalls mit. Es herrscht sommerlicher Sonnenschein bei brütenden 33,5 Grad am Flughafen in Rom. Den Wagen haben wir, nach einer tolldreisten Irrfahrt dank des alltäglichen römischen Verkehrsinfarkts, folgerichtig im schattigen Airport-Parkhaus abgestellt. So gegen 10:55 Uhr.

Leicht nervös, verschwitzt, japsend und fast zu spät hetzen Dirk und ich ins Ankunftsterminal, um zunächst Gudrun abzuholen, die bereits planmäßig eine halbe Stunde vor der Frau Mama aus Berlin gelandet ist.

Als Gudrun mir etwas ungelenk und freudestrahlend in ihrem bunt gepunkteten Kleidchen und auf roten High Heels mit ihrem quietschenden Rollkoffer in die Arme torkelt, denke ich: Ist das Gudruns neues Parfüm? Oder riecht sie nach Rotkäppchen-Sekt?

Bevor ich das eindeutig klären kann, kommt Gudrun mir, rheinisch kommunikativ, wie sie nun mal von Haus aus ist, zuvor: »Der Flug war toll. Aber dieser Maître de Cabine war echt ungeschickt. Der hat mir fast das gesamte Bord-Getränke-Sortiment vom Trolley-Dolly … oder wie das Ding heißt … aufs Kleid geschüttet. Insofern rieche ich zwar danach … hatte aber keinen Sex … Sekt.

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