Pfad der Liebe by Marianne Wintersteiner

Pfad der Liebe by Marianne Wintersteiner

Autor:Marianne Wintersteiner [Wintersteiner, Marianne]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-01-02T16:00:00+00:00


VII.

Rosi aber saß inzwischen verstört am Wasser des kleinen Waldsees, hatte sich hier verkrochen wie ein weidwund geschossenes Tier. Der Schmerz saß ihr im Herzen und bohrte wie mit tausend Nadelspitzen. Sie hielt die kleinen Hände zu Fäusten geballt und drückte sie in die tränenlosen Augenhöhlen. »O, heilige Maria!« flüsterte sie. »O, heilige Maria, sag, daß es nicht wahr ist! Sag, daß er nur mich liebt, nicht die andere. Und wenn sie wirklich seine Braut ist, wie der Doktor gesagt hat, dann laß mich wenigstens sterben, ich flehe dich an! Ich kann nicht weiterleben, wenn er mich betrogen hat. Oh, du weißt es doch, daß ich es nicht kann?«

Franz stand vor der Garage und wusch seinen »roten Blitz«, als der schwere ausländische Wagen auf der anderen Straßenseite hielt. Er erkannte Doktor Roditsch und den Preußen sofort, als sie ausstiegen und die Straße überquerten. Der Deutsche! Er, Franz, hatte bei der Gerichtsverhandlung keinesfalls zu seinen Gunsten ausgesagt und sich gewundert, daß der Fremde nicht mit einem Wort widersprochen hatte. Weder die Schafherde noch Rosis schwarzes Schaf waren erwähnt worden… Ah, aber jetzt kam er vermutlich, um ihm, Franz, Vorwürfe zu machen! Auch gut, die Verhandlung war abgeschlossen, der Fremde zu einer Geldstrafe verurteilt, und damit basta!

Franz straffte sich und trat den beiden keck in den Weg. Er brauchte sich vor niemandem verstecken – was konnte ihm der Ausländer schon anhaben?

Der Doktor schob seine Brille von der Nasenspitze auf ihren eigentlichen Platz und eröffnete das Gespräch: »Du bist Franz? Du kennst doch die Rosi aus Peterswald? Ist sie bei dir?«

»Rosi? Aber wieso soll sie hier sein?« Franz’ Gesicht drückte größte Verwunderung aus.

»Ich denke, sie ist deine Braut? Dann hätte sie doch hier sein können!«

»Aber sie ist nicht hier. Ist sie von zu Hause fortgelaufen? Wahrscheinlich kommt sie dann noch. Zu wem sollte sie denn sonst wohl gehen?« fragte er kühn.

»Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?«

»Ich? Sie? Es war vor der Gerichtsverhandlung.« Franz warf einen flinken, unsicheren Blick auf Jürgen, der dem Gespräch mit einem maßlos entsetzten Gesichtsausdruck gespannt folgte.

»Es war vor der Gerichtsverhandlung, und ich war mit ihr verabredet. Aber sie hat nicht auf mich gewartet. Ja, leider hat sie nicht gewartet. Ich habe sie eine Stunde lang gesucht, aber sie war wie vom Erdboden verschwunden…«

»Und später? Hast du sie seither nicht mehr gesehen?«

»Nein, eigentlich nicht. Ich war in Peterswald, aber sie nicht zu Hause. Nur mit der Großmutter habe ich gesprochen. Ich hab immer Pech. Wenn ich nach Peterswald komme, ist sie gerade weg – einkaufen, Schafe hüten… Es ist wie verhext…«

»Und ihr wollt heiraten?« Der Doktor putzte seine Brillengläser. Er hatte eine Idee.

»Ich möchte schon, aber es ist nicht so einfach.«

»Es fehlt euch das Geld, nicht wahr?«

»Ja, das auch. Wenn ich auch etwas gespart habe – aber das Leben in der Stadt ist teuer, die Wohnung, die Möbel…«

»Herr Bredow, haben Sie gehört?«

Jürgen lehnte mit weißem Gesicht an der Garagenwand. Er führ zusammen. »Ja, Doktor?«

»Sie haben Franz nicht verstanden? Er braucht Geld. Er möchte Rosi heiraten. Aber es kostet alles viel Geld.



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