Perry Rhodan Neo 047 – Die Genesis-Krise by Christian Montillon

Perry Rhodan Neo 047 – Die Genesis-Krise by Christian Montillon

Autor:Christian Montillon [Montillon, Christian]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Science Fiction
Herausgeber: PERRY RHODAN digital
veröffentlicht: 2013-06-26T22:00:00+00:00


8.

Und was man fürchtet, tötet man

Java, 12. Mai 2037, 15.32 Uhr Ortszeit

Neonlichter der fernen Stadt Jakarta waberten in der dunstigen Hitze über dem Meer. Ras Tschubai starrte sie gedankenversunken an. Olf Stagge saß neben ihm, auf der anderen Seite Ailin, die Frau wie Glas. Kein Funken Feindseligkeit war mehr bei ihr zu spüren, ganz im Gegenteil. Sie hatte Vertrauen gefasst, und ihr war deutlich anzusehen, wie sehr sie sich nach Hilfe und Halt sehnte.

Tschubai fragte sich, ob er an ihrer Stelle an ein groß inszeniertes Schauspiel glauben würde, um sich ihr Vertrauen zu erschleichen. Aber daran schien die Chinesin nicht einen Moment lang zu denken. Das Geschehen in der Zentrale des BIN hatte sie offenbar davon überzeugt, dass die beiden fremden Mutanten nicht ihre Feinde waren. Ein Angriff auf sie alle, eine gemeinsame Flucht ...

Und danach hatte Olf Stagge eine unfassbare Geschichte erzählt. Über sein Implantat klinkte sich der Norweger direkt in den Mutantenfunk ein, den offiziellen Funkkanal des Lakeside-Instituts, für dessen Empfang eine mehrfach verschlüsselte Zugangsgenehmigung nötig war. Von dort sendeten unablässig zwei junge Mutanten, die Hershell-Zwillinge, in einer von ihnen neu kodierten Frequenz. So verfolgte Stagge live mit, was sich dort abspielte. Und das gefiel ihm gar nicht, zumal sich einige Gruppen weltweit einklinkten und per Funk auch ihre Erlebnisse beisteuerten. Stagge und Tschubai bezweifelten zwar, dass Mercants Leute die Kodierung nicht schon längst geknackt hatten, aber daran vermochten sie nichts zu ändern, solange sie weit von Terrania entfernt waren.

Das Gesamtbild aus den vielen Einzelinformationen war niederschmetternd.

Lakeside lag unter einem Energieschirm gefangen, einer Quarantäne, angeblich wegen einer Krankheit, die sämtliche Parabegabten befiel. Wer zu fliehen versuchte, wurde überwältigt und in das Institut zurückgeschafft. Genau wie auf alle Mutantenteams, die wie Tschubai und Stagge als Mutantensucher unterwegs waren, der Zugriff befohlen worden war.

Deshalb also das einströmende Gas in der Zentrale des BIN. Nicht etwa der indonesische Geheimdienst hatte sie überwältigen wollen, sondern die Machthaber in Terrania, an ihrer Spitze Allan D. Mercant.

In Lakeside war darüber hinaus Tako Kakuta gestorben, was Tschubai immer noch schockierte. Die genauen Umstände kannten auch die Hershell-Zwillinge nicht, doch es kursierten Gerüchte unter der Kuppel, und keines davon klang gut.

Ras Tschubai nestelte unablässig an einem flachen, aus dem Wasser gefischten Stein und drehte ihn zwischen den Fingern. Er versuchte zu einer möglichst neutralen, emotionslosen Beurteilung zu kommen. »Die Dinge haben sich geändert. Als Mutanten sind wir nun ...« – er zögerte – »... vogelfrei.«

»Und ihr wundert euch tatsächlich, warum ich misstrauisch war?«, fragte Ailin.

Was sollten sie darauf erwidern? »Es ... war nicht ...«, stotterte Tschubai. »Niemand konnte wissen, dass ...«

»Sei still!«, unterbrach Stagge barsch. »Jedenfalls ist es gut, dass wir dich noch rechtzeitig gefunden haben, Ailin. Besser wir als ... die.«

»Aber warum?«, fragte der Sudanese verzweifelt.

»Die normalen Menschen fürchten sich vor uns«, sagte Ailin kalt. »Das wusste ich schon immer. Im Bordell duldeten mich alle, weil ich eine willkommene Einnahmequelle darstellte, doch sie hatten auch Angst. Keines der anderen Mädchen kam mir zu nahe. Mir war von vorneherein klar, dass es nicht ewig gut gehen kann.



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