Perry Rhodan - 2504 - Die Hypersenke by Lukas Leo

Perry Rhodan - 2504 - Die Hypersenke by Lukas Leo

Autor:Lukas, Leo [Lukas, Leo]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Martin Hauer
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Schweigen erfüllte die Halle, so dicht, so aufgeladen mit Erwartung, dass sie fast zu bersten drohte.

Der Sagenbarde war in Sonartes Augen hässlich, sein Aufzug lächerlich, die Kleidung nur unwesentlich weniger schreiend als bei ihrem letzten Zusammenstoß. Aber in seiner steifen Körperhaltung, besonders den Stellungen der acht Gliedmaßen zueinander, lag eine ungeheuerliche Spannung, die sich auf die Zuseher übertrug.

Er hatte Macht über sie und kostete sie aus, lange; und je länger er dastand, unbeweglich, in vollkommener Ruhe, desto mehr wuchs diese Macht. Es war eine Demonstration schierer Arroganz: Seht her, Görn Exiffele Barost könnte ewig so verharren, und ihr würdet es euch gefallen lassen. Er wurde nicht gebucht, engagiert, gemietet wie ein Gaukler oder Pausenclown – er gibt sich die Ehre … und ein wenig auch euch.

Da er sich nicht rührte und auch sonst nichts geschah, kein Ton- oder Lichteffekt, weder Dunstskulptur noch Geruchserguss, fraßen sich Sonartes Sehorgane an der Pose fest. Sie verschlang den Anblick förmlich, und mangels anderer Reize überschlug sich ihr Gehirn im zwanghaften Bemühen, das Geschaute zu interpretieren, ihm tiefere Bedeutung zu verleihen.

Abermals wallten längst vergessene Bilder in ihr auf, Handlungsabläufe, ganze Szenenfolgen mit mehreren Beteiligten, die Barost sämtlich verkörperte, inklusive aller ihrer Aktionen – obwohl er unverändert stillstand wie aus Stein gemeißelt.

Irgendwann tat er einen Schritt, so nebenbei und scheinbar vorsatzlos, dass Sonarte beinah aufgeschrien hätte vor Verzückung. Gleichermaßen ohne jegliches Pathos, und dadurch umso Ehrfurcht gebietender, begann er zu sprechen.

»In Sterngerinsel ferne ferne weitvoll florend wandelhandelt segenreich Regent Entrepreneur Nistvater Sonnensohn betaufigt Aniazuu ...«

Genuschelt, kaum betont, nur teilweise verständlich, durchsetzt mit Brocken des Alten Idioms, entfaltete das im Singsang vorgetragene Kauderwelsch gleichwohl hypnotische Wirkung. Indem er keinen eindeutigen Sinngehalt zum Ausdruck brachte, schuf der Sagenbarde Raum für die Phantasie seiner Zuhörer. Durch minimale, doch zweifelsohne gezielt gesetzte Andeutungen induzierte er, wie zuvor Emotionen, nun Geschichten.

Eine Geschichte. Jene des mythischen Helden, nach dem ihr Schiff benannt war: Aniazuu, der das Volk der Bokazuu errettet und aus Diktyon nach Kyon Megas ins Exil geführt hatte.

Viele Versionen kursierten von diesem Epos. Mindestens ebenso viele neue fügte Görn Exiffele Barost hinzu und gleichzeitig sie alle zusammen in eine einzige kolossale, metahistorische Erzählung.

Dabei setzte er seine darstellerischen Mittel sparsam ein. Meist schlenderte er bloß an der Bühnenkante hin und her, monoton brabbelnd, immer wieder Silben, Wörter oder halbe Satzteile verschluckend. Wenn er aber eine Stelle akzentuierte, dann mit explosiver Wucht und jedes Mal aufs Neue überraschend, ja überwältigend.

Sei es, dass er seine Stimme plötzlich synthetisch zu einem Brüllchor verhundertfachte oder sich für eine kurze Passage in wirbelnde, abstrakte Projektionen auflöste; sei es, dass er mit berückend exzessiver Grazie eine komplette Raumschlacht tanzte – Barost zog alle Register, ohne sich je zu wiederholen: Jedes Element brachte eine weitere, nicht mehr für möglich gehaltene Steigerung der Intensität.

Sonarte wusste nicht, wie es den Passagieren erging, die anderen Völkern angehörten und keinen Bezug zum Aniazuu-Mythos hatten; aber dass sämtliche Bokazuu im Saal ebenso mitfieberten wie sie, stand außer Frage. Die Geschichte kreiste um den Kern ihres Selbstverständnisses, würdigte das Fundament und die tragenden Säulen bokazischer Moral und Ethik.



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