Perfekte Manner gibt es nicht by Cabot Meg

Perfekte Manner gibt es nicht by Cabot Meg

Autor:Cabot Meg [Meg, Cabot]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: E Books der Verlagsgruppe Random House
veröffentlicht: 2010-04-03T22:00:00+00:00


16

Natürlich hätte sie wissen müssen, wie es sein würde, Jack Townsend zu küssen. Oder genauer ausgedrückt, von Jack Townsend geküsst zu werden. Denn Lou hatte nichts mit diesem Kuss zu tun. Ganz sicher nicht.

Andererseits – es war schwierig, wenn man von Jack Townsend so lange und ausgiebig geküsst wurde, den Kuss nicht zu erwidern.

Was keineswegs bedeutete, sie würde sich gern von Jack Townsend küssen lassen. Zumindest theoretisch nicht … In der Praxis – nun, das war etwas anderes.

Weil Jack Townsend sie so küsste, als würde er es ernst meinen. Das war kein höflicher Beverly-Hills-Luftkuss, entschied sie. Mit einer heißen, hungrigen Zunge erforschte er ihren Mund. Zungenringkampf – so hatten es ihre Brüder genannt, wenn sie mit Barry ertappt worden war.

Aber mit Barry war es nie so gewesen. Niemals hatte er ihren Mund – innen und außen – so gründlich erkundet wie Jack. Und Barry hatte ihr nie den Eindruck vermittelt, dass es seine einzige für diesen Tag geplante Aktivität war, sie zu küssen, und dass er sich alle Zeit der Welt nehmen würde, um das zu erledigen. Kein einziges Mal hatte er in ihr das berauschende Gefühl erregt, ihr Herz würde vor lauter Freude explodieren.

Und genau dieses Gefühl beschwor Jack Townsend herauf. Sie spürte seine Hitze, sein Gewicht, und seine Intensität strömte von ihren Lippen bis zu ihren Zehen hinab, die – wie sie in einem fernen Teil ihres Gehirns registrierte – gar nicht erfroren waren. Sonst hätten sie sich nicht schon bei der ersten elektrisierenden Berührung seines Mundes in den Stiefeln gekrümmt.

Gewiss, die Reaktion ihres Körpers war lächerlich. Ich bin kein schwärmerischer Teenager und keine alte Jungfer, voller Sehnsucht nach Sex … Stattdessen war sie weltgewandt, ein Profi, eine Frau, deren kometenhafte Karriere (von ihrem Liebesleben ganz zu schweigen – nun, wenigstens bis vor kurzem) rothaarige, pummelige Mädchen in aller Welt inspirieren müsste.

Und ein einziger Kuss von Amerikas Liebling Jack Townsend verwandelte sie in bebenden weiblichen Wackelpudding.

Auf Eis.

Das ist völlig unmöglich, dachte ein Teil ihres Gehirns, den der sagenhafte Kuss noch nicht auf eine amorphe Masse fehlgezündeter Neuronen reduziert hatte. Sie hasste diesen Mann.

Wieso genügte es, dass er seinen Mund auf ihren presste, um solche Emotionen zu entfachen? Als würde sie zum ersten Mal seit Monaten wieder leben. Warum weckte sein Gewicht auf ihrem Körper den Wunsch, die Beine zu spreizen und - Herr im Himmel – sie um seine Hüften zu schlingen? Warum drängten seine rauen Bartstoppeln, die ihre Wangen zweifellos feuerrot gefärbt hatten, ihre Zunge, seinen ganzen Körper zu erkunden?

Das ergab keinen Sinn. Eben noch hatte sie das Bedürfnis verspürt, ihre Faust zwischen seine Augen zu schmettern. Und ein paar Sekunden später schnurrte sie wie ein gefügiges Kätzchen.

An der Hollywood-Magie lag es sicher nicht. O nein. Hier spielten visuelle Effekte keine Rolle. Das war simple altmodische Chemie.

Chemie! Zwischen Jack Townsend und ihr? Unvorstellbar!

Leider doch. Das musste Lou zugeben, als sie merkte, was – sie konnte es sich kaum eingestehen – zwischen ihren Beinen geschah.

Nämlich eine ganze Menge. Und daran war Jack Townsend schuld, der das Herz ihrer besten Freundin gebrochen hatte.



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