Perdido Street Station 2: Der Weber by Miéville China

Perdido Street Station 2: Der Weber by Miéville China

Autor:Miéville, China [Miéville, China]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-06-10T10:25:52+00:00


Ein paar Sekunden blieb er halb ohnmächtig liegen, bis Yaghareks Stimme ihn ins Bewusstsein zurückholte.

»Wach auf«, rief der Garuda, »wach auf!« Er hatte Isaac am Kragen gepackt und schüttelte ihn. Isaac riss die Augen auf. Die Schatteninseln, die Yaghareks Gesicht fleckten, lösten sich auf. Tansells Kadabra schien seine Wirkung zu verlieren.

»Du lebst«, sagte Yagharek. Seine Stimme klang nüchtern, er sprach knapp und emotionslos, um Zeit und Kraft zu sparen. »Während ich hier wartete, schob sich durch das Fenster die stumpfe Schnauze eines Gierfalters. Ich drehte mich um und beobachtete ihn in den Spiegeln. Er zwängte sich in wilder Hast ins Zimmer, verängstigt oder verstört. Ich hatte die Peitsche zur Hand und schlug über die Schulter hinweg nach ihm, dass er kreischte. Ich glaubte, das würde mein Tod sein, aber die Bestie stürmte an mir und dem Konstrukt vorbei in das Loch hinein, die Schwingen unerklärlich zusammengelegt und eingefaltet, sodass sie nirgends anstieß. Sie nahm keine Notiz von mir, sondern schaute sich um, als würde sie gejagt. Ich spürte eine wellenähnliche Bewegung im Raum, die ihr folgte, etwas glitt unter der Haut der Welt entlang und fuhr mit dem Gierfalter in den Tunnel. Ich schickte den Affen hinterdrein. Ich hörte ein Knirschen, das Singen von auseinander springendem Metall. Ich weiß nicht, was geschehen ist.«

»Der gottverdammte Weber hielt es für opportun, das Konstrukt einzuschmelzen«, erklärte Isaac mit schwankender Stimme. »Allein die Götter wissen, warum.« Er rappelte sich hoch.

»Wo ist Shadrach?«, fragte Yagharek.

»Erwischt hat’s ihn. Er wurde ausgetrunken!« Isaac stolperte zum Fenster, beugte sich hinaus und schaute auf die fackelbeleuchteten Straßen. Man hörte die schweren, polternden Schritte laufender Kaktusleute. Um die Fackeln, die sie trugen, wallten und schwappten die Schatten wie Öl in Wasser. Er drehte sich wieder zu Yagharek herum.

»Es war schrecklich«, sagte er hohl. »Ich konnte nichts tun, gar nichts. Der Weber erschien und sagte mir, ich solle verschwinden, weil die Falter riechen könnten, dass etwas passiert ist. Shadrach und ich, wir haben ihr Gelege verbrannt.« Er spuckte die Worte aus, mit kalter, grimmiger Befriedigung. »Das verfluchte Biest hatte Eier gelegt und wir haben die ganze Brut eingeschmolzen, aber die anderen Falter konnten es spüren und sie sind auf dem Weg hierher. Wir müssen weg, sofort!«

Yagharek schwieg einen Moment und überlegte, dann schaute er Isaac an und nickte.

Sie liefen die dunkle Treppe hinunter. Auf den letzten Stufen vor der ersten Etage bemühten sie sich, leise zu sein, weil sie sich an das Paar erinnerten, das vorhin noch wach gewesen war. Aber durch die offene Tür sahen sie in dem schwachen Licht von draußen, dass der Raum leer war. Sämtliche Kaktusleute, die sich darin für die Nacht eingerichtet hatten, waren wie die anderen auf die Straße hinausgelaufen.

»Gottschiet!«, fluchte Isaac. »Man wird uns sehen, garantiert wird man uns sehen! Da draußen wimmelt es! Und wir verlieren unsere Schattentarnung.«

Sie blieben unter der Haustür stehen und spähten um die Ecke die Straße hinauf und hinunter. Von allen Seiten hörte man das Knistern der Fackeln. Gegenüber lag, als einzige unbeleuchtet, die schmale Gasse, in der ihre Gefährten warteten.



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