Paula und Lou - Wirbel in der Sternstraße by Judith Allert

Paula und Lou - Wirbel in der Sternstraße by Judith Allert

Autor:Judith Allert [Allert, Judith]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: arsEdition GmbH
veröffentlicht: 2015-11-10T16:00:00+00:00


Im Nachhinein hätte Lou sich in den Hintern beißen können.

»Pssst, aufwachen!«, hatte Paula geflüstert.

»Spinnst du? Es ist mitten in der Nacht.« Lou hatte ihren Kopf gleich wieder unter die Decke gesteckt.

»Gruselfilme kommen nur mitten in der Nacht«, erklärte Paula.

Keine Reaktion.

»Ach klar, du kriegst ja Albträume. Hab ich ganz vergessen.«

»Stimmt gar nicht«, erklang es dumpf. Ein zerzauster blonder Haarschopf und zwei müde Augen kamen zum Vorschein.

Darauf hatte Paula natürlich gewartet.

Wenn Lou nicht als Feigling dastehen wollte, musste sie wohl oder übel aus ihrem warmen Bett kriechen. Und sie hasste es, als Feigling dazustehen!

Deshalb saß sie nun hier, mitten in der Nacht, im blauen Schein des Fernsehers. Paula schlummerte neben ihr wie ein Baby und Lou verfolgte halb sauer auf Paula, halb gebannt und gruselnd das Geschehen auf dem Bildschirm, auf dem die Frau mit der Taschenlampe durch ein Haus schlich, komischen Geräuschen auf der Spur. Der Boden knarzte, ein Windhauch ließ den Vorhang flattern. Lou krallte sich ein Sofakissen und hielt es sich vors Gesicht. Nun sah sie zwar nichts mehr, aber sie hörte, wie eine Stimme etwas vor sich hin flüsterte und die Frau vor Angst schwer atmete. Und dann dieses seltsame Kratzen. Als ob jemand mit einem Gegenstand über den Boden schleifte. Lou drückte die Stummtaste auf der Fernbedienung. Das Flüstern war verstummt, aber das Kratzen war noch immer da.

»Es gibt keine Geister, Louisa Kleine«, sagte sich Lou. Deshalb war es völlig unnötig, Angst zu haben! Sie würde jetzt nachsehen. Basta. Sicherheitshalber nahm sie die Fernbedienung als Waffe. Noch einmal lauschte Lou. Das Geräusch kam aus der Küche. Sie schlich durch den Flur und legte ein Ohr an die Tür. War der Geist aus dem Hotel hierher …?

»Unsinn!«, flüsterte Lou. Ganz langsam drückte sie die Tür auf. Dahinter war es dunkel, nur die Leuchtanzeige des Backofens tauchte die Möbel in rötlichen Schein.

Das Geräusch wurde lauter. Ein Knirschen. Wie wenn jemand mit riesigen Zähnen Knochen zermalmte. Lou schluckte und schob die Tür noch etwas weiter auf. Am Küchentisch saß eine Gestalt.

»Hm, diese Dinger machen süchtig«, hörte sie eine Stimme. Lou stieß die Tür auf und ein Husten erklang. Im nächsten Moment wurde es hell, Lou hatte auf den Lichtschalter gedrückt. Jetzt wurde der Geist zu einem Chipsknurpsenden Lukas. Der sah eine blasse Lou.

»Isst du immer im Dunkeln?« Lou achtete darauf, sich leicht erheitert anzuhören. Nicht unglaublich beschämt, was sie eigentlich war.

Lukas hustete noch mal. Vor Schreck hatte er sich verschluckt. »Geheime Notration«, gab er kleinlaut zu. »Und wieso schleichst du hier herum?«

»Äh, hab auch Hunger«, sagte Lou verlegen. Lukas hielt ihr die Tüte hin.

»Aber das bleibt unser Geheimnis, einverstanden?«, sagte er.

»Schowischo.« Lou schminste (eine Mischung aus grinsen und schmatzen). Nur eins blieb auch nach der Entlarvung des falschen Gespenstes rätselhaft: Wo hatte Lukas die Chips versteckt, ohne dass Ronja sie gefunden hatte?



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.