Paul ist tot by Regine Schneider

Paul ist tot by Regine Schneider

Autor:Regine Schneider [Schneider, Regine]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-01-22T00:00:00+00:00


▸ Umgang mit dem nahen Tod

Immer wieder hört man über sterbende Männer: 'Er hat sich bis zum Schluss geweigert, seinen Tod anzunehmen, geschweige denn, darüber zu sprechen.' Es gibt unzählige Witwen, die kurz vor dem Tod ihres Mannes vergeblich das Gespräch mit ihm darüber gesucht haben. Offenbar haben Frauen eher das Bedürfnis, über letzte Dinge zu reden, als Männer.

Dr. Hans-Joachim Lehmann, Arzt auf der Palliativstation des Asklepios-Westklinikums in Hamburg-Rissen weiß: 'Leider verweigert die Mehrheit der Menschen und vor allem der Männer die Tatsache, dass sich ihr Leben dem Ende zuneigt. Das macht das Sterben generell natürlich sehr viel schwerer. Wenn man kämpft bis zum Schluss, ist das häufig ein sehr anstrengender Tod. Es geht am Ende darum, loszulassen. Das ist ein Entwicklungsprozess.' (Regine Schneider, Ich möchte sterben, wie ich gelebt habe, S. 42)

Nicht nur ältere Männer verdrängen den Tod, selbst wenn er offensichtlich ist, und leugnen bis zum letzten Atemzug, dass sie sterben werden. Das gilt noch weit mehr für den Tod in jungen Jahren, selbst wenn die Diagnose feststeht und nichts mehr daran zu ändern ist.

Professor Christof Müller-Busch, Leitender Arzt der Abteilung für Anästhesiologie, Schmerztherapie und Palliativmedizin am Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe in Berlin weist in einem Artikel der Badischen Zeitung vom 2.11.2009 auf etwas ganz Wesentliches hin: 'Es ist ein großer Unterschied, ob jemand alt stirbt und auf ein langes, gelebtes Leben zurückblicken kann, oder ob jemand jung stirbt und Zukunftsperspektiven abgebrochen werden.' Denn wenn jemand jung stirbt, geschieht das im seltensten Fall ohne Schmerzen und Kampf, der auch die Angehörigen emotional mitnimmt.

Dass der Tod immer noch ein Tabuthema in der Gesellschaft ist, hat eine Studie der Universität Hohenheim herausgefunden, der zufolge 75 Prozent der Männer und 63 Prozent der Frauen es ablehnen, sich mit dem Tod zu beschäftigen ( https://www.uni-hohenheim.de/news/tod-und-sterben-bleiben-ein-tabu-6 ). Nicht über das Sterben nachdenken, heißt die Devise. Der Journalist Peter Hahne bringt es in seiner Bild -Kolumne auf den Punkt: 'Immer länger leben, fit bleiben um jeden Preis, sich versichern und absichern.' Aber Verdrängen nutzt nichts, schreibt Hahne weiter: 'Die Sterblichkeitsrate liegt bei 100 Prozent. Klug ist, wer den Tod in sein Leben einkalkuliert.' ( http://www.bild.de/politik/inland/tod/was-haben-sie-fuer-ein-problem-mit-dem-tod-33524758.bild.html )

Sowohl mit Krankheit als auch mehr noch mit dem Tod gehen Frauen und Männer höchst unterschiedlich um. Dabei sind Männer die großen Verdrängungskünstler. Männer finden tausend dringende Beschäftigungen, um zu demonstrieren, dass sie keineswegs sterben werden. Sogar im Hospiz reden sie sich ein, sie würden das Haus auch wieder verlassen.



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