Pater Brown Geschichten by Gilbert Keith Chesterton

Pater Brown Geschichten by Gilbert Keith Chesterton

Autor:Gilbert Keith Chesterton [Chesterton, Gilbert Keith]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlagshaus Roemerweg
veröffentlicht: 2015-07-17T16:00:00+00:00


DIE SÜNDEN DES PRINZEN SARADINE

Als Flambeau seinen Monatsurlaub von seinem Büro in Westminster nahm, verbrachte er ihn auf einem kleinen Segelboot, so klein, daß es meist als Ruderboot benutzt wurde. Mit diesem kleinen Boot befuhr er die kleinen Flüsse der östlichen Provinzen; Flüsse so klein, daß das Boot wie ein, zwischen Wiesen und Kornfeldern über Land segelndes Zauberboot aussah. Das Fahrzeug war nur für zwei Personen ausreichend bequem; es gab nur Platz für das Notwendigste und Flambeau hatte es mit jenen Dingen beladen, die seine besondere Philosophie für notwendig erachtete. Er beschränkte sich im Wesentlichen anscheinend auf vier Dinge: Lachs in Büchsen, falls er etwas essen wollte, geladene Revolver, falls er kämpfen wollte, eine Flasche Kognak, wahrscheinlich für den Fall, daß er einen Schwächeanfall bekäme und einen Priester, wahrscheinlich für den Fall, daß er sterben müsse. Mit diesem leichten Gepäck schaukelte er langsam die kleinen Flüsse Norfolks hinab, mit dem Ziel, die Norfolk Broads zu erreichen. In der Zwischenzeit jedoch, wollte er sich an den überhängenden Gärten und Auen, den verspiegelten Herrensitzen und Dörfern ergötzten, hier und da verweilen, um in Teichen und Buchten zu fischen und um in gewisser Weise das Ufer zu umarmen.

Wie es sich für einen richtigen Philosophen gehört, war sein Urlaub ohne Ziel, und wie es sich für einen richtigen Philosophen gehört, hatte er eine Ausrede. Er verfolgte gewissermaßen ein halbes Ziel, das er gerade ernst genug nahm, daß seine Erfüllung die Krönung des Urlaubs bedeutet hätte, und gerade so leicht, daß ein Mißerfolg den Urlaub nicht verderben würde. Vor vielen Jahren, als er noch ein König unter den Dieben und die bekannteste Person von Paris war, bekam er oft ungestüme Bekundungen des Beifalls, der Anschuldigung, ja sogar der Liebe; eine aber war ihm besonders im Gedächtnis geblieben. Sie bestand eigentlich nur aus einer Visitenkarte in einem Briefumschlag mit englischer Briefmarke. Auf der Rückseite der Karte war mit grüner Tinte in Französisch geschrieben: »Sollten Sie je in Ruhestand gehen und ein anständiger Mensch werden, dann kommen Sie mich besuchen. Ich möchte Sie kennenlernen, denn ich habe alle anderen großen Männer meiner Zeit kennengelernt. Ihr Trick, wie Sie den einen Detektiv durch den anderen verhaften ließen, war der glänzendste Streich in der französischen Geschichte.« Auf der Vorderseite der Karte war in formaler Weise graviert: »Prinz Saradine, Schilf-Haus, Schilf-Insel, Norfolk.«

Er hatte sich damals nicht weiter um den Prinzen bekümmert. Er brachte nur in Erfahrung, daß er in Süditalien als eine brillante und elegante Person galt. Man erzählte sich, er sei in seiner Jugend mit einer verheirateten Frau hohen Ranges durchgebrannt. Der Seitensprung selbst sorgte in seinen Kreisen für wenig Aufsehen, aber er blieb infolge einer damit verbundenen Tragödie im Gedächtnis, nämlich wegen des mutmaßlichen Selbstmordes des betrogenen Gatten, der sich anscheinend in einen Abgrund in Sizilien gestürzt hatte. Der Prinz lebte dann einige Zeit in Wien, doch die vergangenen Jahre schien er mit beständigem und ruhelosem Reisen verbracht zu haben. Als Flambeau jedoch, genau wie der Prinz, die europäische Prominenz hinter sich gelassen hatte und sich in England



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