Papageien by unknow

Papageien by unknow

Autor:unknow
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Heft 47
veröffentlicht: 2014-10-18T04:00:00+00:00


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Weniger schmackhaft, aber dafür selbst ein „Feinschmecker“ ist der Kea oder Gebirgspapagei Neuseelands. Es ist ein fleischfressender Papagei, ein ausgesprochener Erdvogel, der sehr flink laufen kann. Daß er die Schafe der Siedler überfällt und mit seinem starken Schnabel den Tieren schwere Wunden beibringen kann, hält man zunächst gar nicht für möglich.

Es fiel auf, daß die Schafe der Herde eines Ansiedlers in Neuseeland ohne erklärliche Ursache plötzlich von einer eigentümlichen, bis dahin unbekannten Krankheit heimgesucht wurden. An verschiedenen Stellen des Felles zeigten sich handgroße Wunden, und oft starben die Tiere.

Eines Tages beobachtete nun ein Viehhirte, daß die Wunden durch den Kea oder Gebirgspapagei verursacht wurden. Dieser setzte sich mit unerhörter Frechheit einfach auf den Rücken eines Schafes und fraß ihm, ohne daß sich das dumme Tier von seinem Peiniger befreien konnte, ein Loch in das Fell. Nachdem die Hirten auf den Übeltäter aufmerksam geworden waren, wurden sie, wenn sie die Herden im hohen Gebirge weideten, wiederholt Zeugen derartiger Angriffe. Die Keapapageien erschienen einzeln oder in Trupps, ließen sich auf den Schafen nieder, rupften ihnen die Wolle aus, brachten dem Tier eine Wunde bei und fraßen von dem Fleisch.

Bis heute ist noch nicht die interessante Feststellung geklärt, warum solche Angriffe der Keas nur in einem zwischen sechzehn- bis achtzehnhundert Meter Höhe gelegenen Gürtel des Gebirges und immer während des Winters geführt wurden. Ganz offensichtlich hatten sich dabei „Spezialisten“ herausgebildet, da viele andere Keapapageien sich gar nicht um die Schafe kümmerten.

Nun, man könnte meinen, es liegen hier Fehlbeobachtungen vor. Aber zahlreiche neuseeländische Forscher sammelten ebenfalls Nachrichten über die ausgesprochenen „Raubtiergelüste“ der Papageien. Einer dieser Vögel, so wird berichtet, hatte ausgekundschaftet, daß sich in der Nähe der Ansiedlungen auch eine zugängliche Fleischniederlage befände. Er erschien daraufhin regelmäßig in der Nähe der Schafschlächterei, um dort Abfall, insbesondere die Köpfe der geschlachteten Schafe, anzufressen. Dann aber gefiel ihm dieses Reservoir zunehmend, und er probierte auch die Vorräte von Rind- und Schaffleisch. Dabei verschonte er schließlich nicht einmal getrocknete Schaffelle.

Ein anderer Forscher bezeichnete den Kea nicht nur als einen sehr gefräßigen, sondern auch als einen höchst neugierigen Vogel, der es einfach nicht unterlassen kann, jeden ihm in den Weg kommenden Gegenstand auf das genaueste zu untersuchen. Bei einem seiner Beobachtungsgänge im Gebirge hatte er mit schwerer Mühe ein Bündel wertvoller Alpenpflanzen gesammelt und einstweilen auf einem Felsvorsprung niedergelegt. Während seiner kurzen Abwesenheit hatte ein Kea das Pflanzenbündel bereits ausgekundschaftet, es sehr teilnehmend untersucht und sein geringes Interesse für die Pflanzenkunde insofern bestätigt, als er das Bündel auf Nimmerwiedersehen über den Felsen hinab in die Tiefe warf!

Eine ganz kuriose Situation fand einmal ein völlig überraschter Schäfer vor, als er nach zweitägiger Abwesenheit in seine Hütte zurückkehrte. Er glaubte, der Teufel rumorte darin, da seine bescheidene Hütte von absonderlichem Lärm erfüllt war. Vorsichtig schaute er durch ein kleines Fenster hinein und entdeckte einen tobenden Kea in seinen vier Wänden! Der Vogel muß durch den Schornstein hineingerutscht sein, sah auch entsprechend aus.

Als Alleinherrscher dieser ihm so paradiesisch erschienenen Hütte war der Eindringling lebhaft damit beschäftigt, seinen kräftigen Schnabel an allen Gegenständen zu erproben.



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