Papa Papst by Patrick Schnalzer

Papa Papst by Patrick Schnalzer

Autor:Patrick Schnalzer [Schnalzer, Patrick]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Humor
Herausgeber: Unbekannt
veröffentlicht: 2014-06-18T22:00:00+00:00


KAPITEL 19

Vatikan.

Das päpstliche Appartement.

Es ist kurz nach dreiundzwanzig Uhr.

Kardinal Rossi hat sich vor wenigen Minuten endlich verabschiedet und dabei den Eindruck hinterlassen, als wäre er in den letzten Stunden zwei Jahre gealtert. Noch beim Hinausgehen hat er etwas vor sich hin gemurmelt, das wie »Ein Kind« geklungen hat – sein am häufigsten benutztes Wort an diesem Abend. Dabei hat er den Kopf geschüttelt und irgendwann ist er dann nicht mehr zu hören und zu sehen gewesen.

Mit Pablo ist es nicht anders vonstattengegangen. Der Kammerdiener hat allerdings weniger gemurmelt, eigentlich überhaupt nicht. Die Sprache ist bei ihm im Grunde gar nicht mehr vorhanden gewesen. Den Kopf hat er aber genauso oft geschüttelt wie der Kardinal.

Nachdem sich die beiden Männer also mittlerweile für die Nacht zurückgezogen haben, sind Nikolaus und Max allein im päpstlichen Appartement. Um genau zu sein, sie sitzen sich im Esszimmer am großen Tisch gegenüber und starren sich an.

Das nun schon seit einigen Minuten.

In dieser Zeit ist kein Wort zwischen den beiden gefallen.

Es ist nicht so, dass keiner von beiden nicht die eine oder andere Frage hätte, aber sie zu stellen scheint im Moment einfach ein unüberwindbares Hindernis zu sein.

Nikolaus öffnet den Mund und Max blickt ihn erwartungsvoll an. Doch es kommt kein Ton heraus. Dann wird der Mund wieder geschlossen.

Dieses Spielchen hat sich inzwischen schon einige Male wiederholt, und zwar auf beiden Seiten. Max schaffte es ebenfalls nicht, seine Stimmbänder zu aktivieren, obwohl er bisher noch nie damit Probleme gehabt hat. Nur … Nun ja, bisher ist er auch nie seinem Papa gegenübergesessen.

»Max heißt du?«

Es ist fast wie ein unerwarteter Donner, der durch den Raum fährt. Max blickt irritiert um sich. Woher ist diese Stimme gekommen? Wer spricht da zu ihm?

Na, wer wohl?

Der Junge kann nach wenigen Sekunden endlich wieder einen klaren Gedanken fassen und ärgert sich über sich selbst.

Wenn nur zwei Leute im Raum sind, ist es nicht allzu schwer herauszufinden, wer spricht.

Aber verstehen kann man das schon, denn nach den ganzen stummen Versuchen, ist Max halt im ersten Moment verwirrt gewesen.

»Ja, ich heiße Max.«

Nikolaus nickt.

Und es vergehen wieder zwei Minuten ohne ein Wort.

»Aus Berlin bist du?«

»Ja.«

Nikolaus nickt.

»Wie bist du nach Rom gekommen?«

»Mit dem Zug.«

»Allein?«

»Ja.«

Nikolaus nickt.

Es folgen noch zahlreiche Fragen, auf die Max immer kurz und knapp antwortet. Und Nikolaus nickt ständig dabei. Allerdings sind es eher unbedeutende Fragen, an die wirklich wichtigen scheint sich der Papst nicht heranzuwagen, obwohl sich da doch so einiges aufdrängen würde. Denn ob das Lieblingsessen jetzt wirklich zu den bedeutendsten Informationen gehört, wenn ein Junge auftaucht, der behauptet, dass du sein Papa bist … na ja …

Irgendwann gehen dem jungen Papst aber auch die unwichtigen Fragen aus und wieder sitzen sich die beiden eine Zeit lang schweigend gegenüber. Nur weil er nicht weiß, was er sonst machen soll, blickt Nikolaus auf die Uhr.

Mittlerweile ist es halb zwölf.

Max hingegen ist die Uhrzeit gerade ziemlich egal, er hat zwar die ganze letzte Nacht kein Auge zugetan, aber er hat nicht das geringste Bedürfnis, ins Bett zu gehen.

In welches Bett überhaupt?

Das spielt jetzt keine Rolle, denn der Junge findet, dass es nun an der Zeit ist, eigene Fragen aus dem Ärmel zu zaubern.



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