Palmatier, Joshua by Die Regentin

Palmatier, Joshua by Die Regentin

Autor:Die Regentin
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-02-13T08:30:20+00:00


Noch nie hatte ich so viele Bäume gesehen, die so dicht beisammenstanden.

Sie umschlossen Erick und die ihn begleitenden Gardisten, als sie in den Wald östlich der Stadt gelangten. Als er unter den Baldachin aus Schatten ritt, den die Bäume bildeten, konnte ich fühlen, wie die Wärme der Sonne nachließ und die Dunkelheit näher rückte. Der würzige Duft von Kiefern stieg mir in die Nase, als Erick tief Luft holte und den Atem anhielt. Im Sonnenlicht funkelten Staubkörnchen, und die Luft schmeckte frisch und würzig nach Pflanzen und fruchtbarer Erde. Es war ein Geruch, den ich erkannte. Cerrin. Der schwer zu fassende Geruch, den ich zuvor nicht hatte einordnen können, war der Duft eines schattigen Waldes.

Irgendetwas stach Erick in den Nacken. Fluchend schlug er danach. Er zügelte das Pferd, tätschelte ihm den Hals und murmelte ihm etwas zu. Das Tier wackelte zur Erwiderung mit den Ohren. Hinter ihm hörte ich, wie die beiden anderen Gardisten ihre Rösser ebenfalls zügelten.

Dann ließ ich zögernd das schützende Feuer in Erick frei und stieß mich in die Strömungen des Flusses hinauf – die hier, so weit vom Thron entfernt, schwächer waren –, bis ich durch das Dach brach, das die Wipfel der Kiefern bildeten, und nach Westen blicken konnte, nach Amenkor und dem weißen Lodern, das mich zu mir selbst zurückgeleiten würde.

Ich hatte Versuche angestellt, während Erick nach Osten geritten war, ehe er den dichten Wald erreicht hatte. Dabei fand ich heraus, dass ich das Feuer nicht sehen musste, solange ich bereit war, das Wagnis einzugehen, mich bis in unbekannte Gefilde zu strecken, wie ich es auf dem Turm hatte tun wollen, um nach Corum zu suchen, ehe Eryn mich zurückgezogen hatte. Ich brauchte nur meinen Geist zu entsenden, bis das Feuer in Sicht kam; dann konnte ich den Weg zurück finden.

Ich jagte auf Amenkor zu, und die Welt unter mir verschwamm. Als ich in die Stadt gelangte, wurde ich langsamer und spürte, wie die Macht des Throns sich wieder um mich legte.

Auf dem Weg zum Thronsaal erblickte ich in den Gärten des Palasts ein anderes Feuer.

Eryn.

Ich verharrte, schwebte hoch über dem Steinpfad. Unten sprach Eryn leise mit Avrell, während sie gemächlich durch den Garten schritten. Avrell hatte eine düstere Miene aufgesetzt.

Ich zögerte, aber nur einen Lidschlag lang.

Dann tauchte ich hinab und nistete mich im Feuer in Eryns Innerem ein.

»… muss sie den Hafen sperren!«, sagte Eryn. »Ich verstehe nicht, weshalb sie nichts unternimmt.«

»Vielleicht ist sie der Meinung, dass ein paar Brandmale auf Deck eines Schiffwracks keine solche Vorgehensweise rechtfertigen«, erwiderte der Oberhofmarschall.

Entsetzt erstarrte ich in meinem Kokon aus Feuer.

Eryn hatte sich an Avrell gewandt, obwohl ich sie ersucht hatte – nein, ihr befohlen hatte –, es nicht zu tun.

»Aber es ist mehr als das«, fuhr Eryn fort. »Seht Euch nur an, wie viele Schiffe aus Amenkor und den umliegenden Städten im vergangenen Jahr verschwunden sind. Fast ein Dutzend, wenn man Euren Quellen Glauben schenken kann. Das geht über Seeräuberei und schlechtes Wetter hinaus. Und dann ist da noch die Vision.«

Avrell erstarrte. »Welche Vision?«

Ich zischte, und meine Bestürzung schlug in Wut um.



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