Orientzyklus 05 - Durch das Land der Skipetaren by Karl May

Orientzyklus 05 - Durch das Land der Skipetaren by Karl May

Autor:Karl May [May, Karl]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Unbekannt
Herausgeber: MTH Editions
veröffentlicht: 2012-01-08T16:18:45+00:00


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Fuenftes Kapitel: Der Miridit

Am Morgen erwachte ich erst, als Halef an die Türe klopfte. Ich tastete mich längs der Wand hin, um sie zu öffnen. Das helle Tageslicht fiel herein. Ich hatte mich verschlafen; im Hause aber war jedes Geräusch vermieden worden, um mich ja nicht zu stören.

Der Schneider mußte mit uns frühstücken; dann bezahlte ich die Zeche, und wir rüsteten uns zum Aufbruch.

Der Wirt war eine kleine Weile fort gewesen und hielt mir nun eine begeisterte Abschiedsrede. An diese schloß er die Bemerkung:

»Herr, wir scheiden in Freundschaft voneinander, obgleich du mir große Sorgen zugedacht hattest. Es ist alles gut verlaufen, und so will ich dir noch eine Warnung mitgeben. Ich war soeben drüben bei dem Fleischer, weil ich als Nachbar mein Beileid sagen mußte. Der Bruder des Toten war nicht zu sehen. Es hieß, er sei fortgeritten. Aber im Hof sah ich das beste Pferd des Fleischers stehen, gesattelt und gezäumt. Das gilt dir.«

»Vielleicht hat er ein Geschäft.«

»Glaube nur das nicht. Wenn er so verwundet ist, wie mein Wächter mir sagte, so kann ihn nur die Blutrache aus dem Hause treiben. Sei also auf deiner Hut!«

»Was für ein Pferd ist es?«

»Ein Brauner mit langer, breiter Blässe. Es ist das beste Pferd der ganzen Umgegend. Wenn der Mann beabsichtigt, dir zu folgen, so wird er nicht eher wieder umkehren, als bis du tot bist; denn nach den Gesetzen der Blutrache ist er ehrlos, wenn er dich entkommen läßt.«

»Nun denn, ich sage dir Dank für deine Warnung. Lebe wohl!«

»Lebe wohl! Und erschrick nicht, wenn du zum Tore hinauskommst!«

»Was sollte mich erschrecken?«

»Du wirst es sehen und auch hören.«

Nun brachen wir auf. Das Tor wurde erst jetzt geöffnet. Ich ritt voran. Als ich mich unter dem Torbogen befand und der Kopf meines Hengstes draußen sichtbar wurde, tat es einen Knall, als ob der Blitz eingeschlagen habe, und ein entsetzliches Getöse folgte.

Mein Rappe bäumte und schlug mit allen Vieren um sich. Ich hatte Mühe, seine Hufe wieder zur Erde zu bringen.

Und was für ein Heidenlärm war das? Einen Tusch, einen schönen, ehrenden Tusch hatte man uns bringen wollen. Draußen stand die ganze gestrige Armeekapelle. Die Posaune hatte den erschütternden ersten Knall getan, und jetzt donnerte und rumorte sie in Begleitung der andern Instrumente weiter. Endlich gab der Posaunist mit einer energischen Schwenkung seiner Zurna ein Zeichen - es trat Stille ein.

»Effendi,« rief mich ihr Besitzer an. »Nachdem du uns gestern so hohe Ehren erwiesen hast, wollen wir heute Gleiches mit Gleichem vergelten und uns an die Spitze eures Zuges stellen, um euch bis vor den Ort hinaus das Geleite zu geben. Ich hoffe, daß du uns diese Bitte nicht abschlägst.«

Und ohne weiteres setzte sich der Zug unter musikalischem Lärm in Bewegung. Draußen vor dem Ort hielt Halef eine Ansprache des Dankes an die Herren, und dann kehrten sie in ihr Heim zurück. Wir aber wendeten uns nach Warzy zu, woher wir gestern gekommen waren. Dort wich unser heutiger Weg von dem gestrigen ab, da wir von da aus nach Jerßely reiten mußten.

Als



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