Orchideen für 16 Mädchen by Stout Rex

Autor:Stout, Rex [Stout, Rex]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-12-07T16:00:00+00:00

14

Ich war einige Jahre lang nicht mehr an der Westküste gewesen. Den meisten Teil der Nacht schlief ich und erwachte erst, als die Stewardeß den Morgenkaffee brachte.

Meine Uhr zeigte elf Uhr zehn, als das Flugzeug zu seiner Landung auf dem Flugfeld von Los Angeles ansetzte. Ich stellte sie auf zehn nach acht zurück, bevor ich das Flugzeug verließ. Es war warm und schwül, ohne Sonnenschein. Bis ich meinen Koffer und ein Taxi gefunden hatte, mußte ich mehrmals mein Taschentuch für Gesicht und Hals benutzen. Dann wehte die Brise durch das offene Wagenfenster herein, und ich rollte die Scheibe hoch, weil ich nicht in einem fremden Land eine Lungenentzündung bekommen wollte. Bevor wir das Hotel erreichten, fing es zu regnen an.

Ich frühstückte und nahm ein Bad. Mein Zimmer - es war das Riviera-Hotel - war mir etwas zu farbenprächtig, aber sonst in Ordnung. Es roch dumpf, aber ich konnte wegen des Regens nicht das Fenster öffnen. Als ich gebadet hatte, rasiert und angezogen war und die Sachen ausgepackt hatte, war es nach elf Uhr geworden, und ich hängte mich ans Telefon und fragte bei der Auskunft nach der Nummer von Clarence O. Potter, 2819, Whitecrest Avenue, Glendale.

Ich rief die Nummer an, und nach dreimaligem Tuten rief eine weibliche Stimme »Hallo« in mein Ohr.

Ich war freundlich, aber nicht zu zuckersüß.

»Könnte ich bitte Mrs. Clarence Potter sprechen?«

»Hier spricht Mrs. Potter.« Ihre Stimme war hoch, aber nicht quieksig.

»Mrs. Potter, mein Name ist George Thompson, und Sie kennen mich überhaupt nicht. Ich bin von New York auf einer Geschäftsreise hierhergekommen und würde gern über eine wichtige Angelegenheit mit Ihnen sprechen. Mir wäre jede Zeit recht, aber je eher, desto besser. Ich spreche vom Riviera-Hotel und könnte gleich jetzt kommen, wenn es Ihnen paßt.«

»Sagten Sie Thompson?«

»Ja. George Thompson.«

»Aber worum handelt es sich denn?«

»Es ist eine persönliche Angelegenheit. Ich will Ihnen nichts verkaufen. Ich möchte nur etwas über Ihren verstorbenen Bruder, Leonard Dykes, in Erfahrung bringen, und es könnte zu Ihrem Vorteil sein. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn ich heute kommen dürfte.«

»Was wollen Sie über meinen Bruder erfahren?«

»Es ist zu kompliziert, um es am Telefon erklären zu können. Wollen Sie es sich nicht persönlich erläutern lassen?«

»Nun, ich - also gut. Ich bin bis fünfzehn Uhr zu Haus.«

»Fein. Ich fahre sofort los.«

Das tat ich auch. Ich brauchte nur Hut und Regenmantel zu nehmen und zu gehen. Aber unten in der Empfangshalle wurde ich aufgehalten. Als ich auf den Eingang zueilte, rief jemand: »Mr. Thompson!«, und da ich schon meinen Auftrag im Sinne hatte, hätte ich es fast vermasselt. Dann hielt ich inne, wandte mich um und sah, wie der Hotelportier einem Boy einen gelben Umschlag gab.

»Ein Telegramm für Sie, Mr. Thompson.« Ich nahm es und riß den Umschlag auf. Es lautete:

>VERDAMMT BIST DU GUT ANGEKOMMEN ODER NICHT<

Ich stieg draußen in ein Taxi und bat den Fahrer vor der Fahrt nach Glendale zuerst bei einem Drugstore zu halten. Von dort aus sandte ich ein Telegramm nach Hause:

»Unbeschädigt angekommen; bin auf dem Wege zu Zusammenkunft mit Betreffender.«

Während der Dreißigminutenfahrt nach Glendale regnete es in Strömen.

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