Oona Crate (German Edition) by Odyssey Shawn Thomas

Autor:Odyssey, Shawn Thomas [Odyssey, Shawn Thomas]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Mystery, Magie, Zauberei, Kinderbuch, Zauberlehrling, Freundschaft, New York, Detektiv, Unterhaltung, Spannung, Abenteuer
ISBN: 9783522610216
Herausgeber: Thienemann Verlag
veröffentlicht: 2013-02-07T23:00:00+00:00

Kaum hatte Oona die schwere Eisentür des Turms entriegelt und auf quietschenden Angeln nach innen aufgeschoben, jagte ihr einer der Goblins auch schon einen gewaltigen Schreck ein.

»Entschuldigt bitte, Miss«, sagte er, indem er aus der Dunkelheit des Turminneren in das durch die Tür fallende Licht trat. Er trug eine gelbe mittelalterliche Tunika und wollene Kniebundhosen. Gebannt richtete er seine winzigen, heimtückisch aussehenden Augen auf Oona und Deacon, während die spitzen Ohren links und rechts an seinem grünlichen, kahlen Schädel nur so zuckten. »Du liebe Güte, habt Ihr mich erschreckt!«, sagte der Goblin unwirsch. Das bösartig aussehende Wesen presste sich die Hände aufs Herz, als hätte ihr plötzliches Auftauchen ihm tatsächlich Angst eingejagt. Angesichts der Tatsache, dass der Goblin fast einen ganzen Kopf größer als Oona war, hätte sie am liebsten gefragt: »Ich soll dich erschreckt haben?«

Doch als sie ihre fünf Sinne wieder beieinander hatte, sagte sie stattdessen: »Es tut mir leid. Ich wollte Euch nicht ängstigen.«

Der Goblin betrachtete sie argwöhnisch und verzog sein eingedrücktes Gesicht zu einer feindseligen Fratze. Oona erstarrte und wäre am liebsten ins Freie geflohen. Auch Deacon fühlte sich alles andere als wohl und krallte sich an ihrer Schulter fest. Schließlich wurde der Goblin von einem kräftigen Nieser geschüttelt, und seine Gesichtszüge entspannten sich. »Ach, du liebe Zeit! Ich bitte um Verzeihung. Es muss an der frischen Luft liegen, die durch die Tür kommt. Davon spielen meine Allergien verrückt. Aber ich will Euch nicht mit meinen Problemen langweilen. Ich nehme an, Ihr seid gekommen, um den Gefangenen zu sehen.«

Oona machte große Augen. »Dann befindet sich tatsächlich ein Gefangener im Turm?« Sie konnte es nicht fassen. Es war fast zu schön, um wahr zu sein. Ihr Onkel war also doch noch am Leben.

Doch der Goblin zuckte nur die Achseln. »Ich weiß nicht. Ich meine nur, warum solltet Ihr sonst herkommen, wenn es nicht um einen Gefangenen gehen würde?« Er deutete auf den Schlüssel in ihrer Hand.

Oonas Begeisterung schwand dahin, und ihr Nervenkostüm bekam wieder Risse. Die Augen des Goblins hatten etwas permanent Boshaftes an sich, obwohl er sich eigentlich recht höflich benahm, und nach einer Weile sagte sie sich, dass sein furchteinflößendes Gesicht nur so furchteinflößend war, weil Goblins nun mal so aussahen. In gewisser Weise tat er ihr fast ein bisschen leid.

»Also schön«, sagte der Goblin und richtete seinen angsterregenden Blick auf Deacon. »Euer Vogel, Miss?«

Oona nickte und räusperte sich. »Ja.«

Der Goblin zeigte kurz seine spitzen, gelblichen Zähne und schmatzte mit seinen wurmartigen Lippen. »Nun, vielleicht solltet Ihr ihn besser draußen warten lassen. Es sei denn, Ihr hättet nichts dagegen, wenn er für einen meiner Brüder zum Abendessen würde. Ich kann mich zurückhalten, aber Glok und Clagwell … nun ja. Ich will nur sagen, dass die beiden seit fünfhundert Jahren keine Raben-Pastete mehr gegessen haben. Ich für meinen Teil bevorzuge Katze. Obwohl Würmer natürlich meine Leibspeise sind. Große, dicke, schleimige Leuchtwürmer.« Seine dunklen Knopfaugen wurden ganz glasig, als er die Würmer zur Sprache brachte. »Ihr habt mir nicht zufälligerweise ein paar mitgebracht? Für einen armen alten Pförtner wie mich?« Er sah sie erwartungsvoll an.

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