Olivensommer by Broom Isabelle

Olivensommer by Broom Isabelle

Autor:Broom, Isabelle [Broom, Isabelle]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2017-03-15T16:00:00+00:00


19

Holly wusste nicht genau, wann es aufgehört hatte zu regnen, aber als sie am nächsten Morgen erwachte, fiel ein schmaler, heller Sonnenstrahl auf die verhedderten Laken.

Aidans Laken.

Ach du je, sie lag in Aidans Bett.

Zum Glück – angesichts ihrer leisen Panik und der Tatsache, dass ihre Haare zu einer Art Afro getrocknet waren – war Aidan selbst nirgendwo zu sehen. Auch wenn sie sich dabei völlig idiotisch vorkam, beugte Holly sich zu seinem Kopfkissen und roch daran. Mit einem leisen Lächeln im Gesicht legte sie sich wieder hin. Ein paar Sekunden lang lauschte sie auf die Wellen am Strand und wartete auf die fällige Woge Schuldgefühl, die sie unter sich begraben würde. Doch seltsamerweise fühlte sie sich nicht sehr schuldig. Was letzte Nacht geschehen war, war unausweichlich gewesen, und mehr als das: Es fühlte sich richtig an. Sie musste sich gegen das plötzliche Bedürfnis wehren, aufzustehen und auf dem Bett herumzuhüpfen – am liebsten hätte sie die Fenster aufgerissen und in die Berge hinaufgebrüllt: »Letzte Nacht habe ich mit dem tollsten Mann der Welt geschlafen!«

»Die Hitze schlägt mir aufs Hirn«, sagte sie laut und lachte dann. Es war eindeutig, dass Aidan nicht in der Nähe war, darum wartete sie nicht länger, sondern zog ein abgelegtes T-Shirt an, das köstlich nach großem, dunkelhaarigem Tierarzt roch, und ging ins Erdgeschoss.

Am Wasserkessel lehnte ein handgeschriebener Zettel. »Besorge ein paar Sachen für unseren kleinen Schützling. Du bist wunderschön.« Das Hundebaby! Holly hatte die Kleine beinahe vergessen, ihren Glücksbringer, den sie vom Straßenrand gerettet hatte. Konnte es sein, dass das Schicksal selbst ihn in spitzbübischer Absicht dort für Holly versteckt hatte? Im Moment erschien ihr das durchaus vorstellbar. Wäre es ohne den Welpen jemals passiert? Der Gedanke erschreckte sie, aber sie schob ihn so schnell wieder beiseite, wie er aufgetaucht war. Nein, es wäre auf jeden Fall passiert, ob so oder anders. Aidan hatte etwas an sich, eine Besonderheit, die sie an noch keinem anderen Menschen wahrgenommen hatte – und was auch immer es war, es war ihr unter die Haut gegangen.

Du vertraust ihm, flüsterte die Stimme in ihrem Kopf. Du hast in deinem ganzen Leben noch nie jemandem vertraut, aber ihm vertraust du.

Als ihr das klar wurde, merkte Holly auch, dass sie Aidan unbedingt alles erzählen wollte, alles über ihre Mutter, ihre Vergangenheit, über das, was sie entdeckt hatte, seit sie auf Zakynthos war – einfach alles. Was ihr noch gestern so erschreckend vorgekommen war, erschien ihr jetzt wie das Einfachste auf der Welt, und sie war voller Ungeduld, endlich damit herauszurücken. Die Minuten, die sie warten musste, kamen ihr vor wie Stunden, und als sie schon kurz davor war, vor Enttäuschung regelrecht die Wand hochzugehen, hörte sie den Motor des Jeeps, und ihr Herz raste vor Aufregung. Holly verbiss sich den Drang, den Pfad hinunterzurennen und wie ein wildgewordener Affe in Aidans Arme zu springen – ganz so verrückt war sie dann doch nicht –, stattdessen lenkte sie sich ab, indem sie Tee kochte. Erst als sie spüren konnte, dass er ganz nah hinter ihr stand, drehte sie sich um.



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