Ocean Drive 7: Thriller (German Edition) by James Patterson & David Ellis

Autor:James Patterson & David Ellis [Patterson, James]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2017-11-19T23:00:00+00:00

54

Er lehnt seine Wange an den Beton der Wand, nimmt den leichten Geruch von Bleichmittel wahr. Wände, Boden und Decke der Kammer bestehen aus Beton. Die Akustik ist schlecht, und die Beleuchtung ist trübe; hier drinnen gibt es keinen Strom und kein bisschen Sonnenlicht, sodass er mit drei Petroleumlampen auskommen muss, die er strategisch platziert hat. Das Resultat ist unheimlich, die Lichtverhältnisse verändern sich ständig, da die kleinen Flammen in ihren Behältnissen flackern.

Hat es so einmal ausgesehen? Er malt es sich aus. Die Wände waren damals wahrscheinlich mit irgendetwas ausgepolstert, und natürlich war da ein Käfig und eine lange Kette – aber ansonsten scheint das hier dem nahezukommen.

»Lassen Sie mich gehen, Mister … Ich verspreche, ich sage nichts …«

Sally hängt in Rücklage, frei schwebend, wie ein Spanferkel über dem Feuer. Ihr Rücken ist schmerzhaft gewölbt, die Hände sind hinter dem Rücken mit Handschellen gefesselt, die Beine auf gleiche Art und Weise zusammengebunden, dazu Hände und Füße mit einem dritten Paar Handschellen zusammengehängt, befestigt an einer Kette, die durch einen Haken an der Decke läuft und zu der an der Wand befestigten Handkurbel führt. Ein primitives Seilzugsystem. Ganz so primitiv eigentlich auch wieder nicht, denn in Wirklichkeit recht pfiffig konstruiert und trotz jahrzehntelanger Nichtverwendung durchaus funktionsfähig. So etwas wird heute nicht mehr hergestellt.

Die in den Fußboden eingelassene Metallstange ragt mit ihrer Stahlspitze anderthalb Meter empor, nur zwei oder drei Fußbreit unterhalb von Sallys gequältem, frei schwebendem Körper, fast den tiefsten Punkt ihres Körpers berührend, nahe ihrem Bauchnabel, ihren Gedärmen, und gestattet es so der Schwerkraft, ihr Werk zu verrichten, wenn die Zeit gekommen ist.

Er macht mit der Handkurbel eine volle Drehung. Sallys Körper senkt sich etwa einen Fußbreit im freien Fall herab, und die Kette zittert, hält jedoch stand. Die Wucht des Schwungs lässt Sallys Kopf hochschnellen, doch der Rest ihres Körpers bewegt sich kaum, straff gefesselt wie er ist. Sie stößt einen schrillen Schrei aus, der eher dem eines Tiers ähnelt als dem eines Menschen.

Er geht zu ihr hinüber, um die Dinge in Augenschein zu nehmen, ihre verängstigten Augen, die in dem flackernden Licht irgendwie urtümlich wirken. Sie ist so wunderschön. Die Angst ist so roh, so rein.

Sie versucht, sich durch Schlängeln zu befreien. Bewundernswert, aber sinnlos. Sie schwebt praktisch mitten in der Luft, verschnürt wie ein Paket, und selbst wenn sie irgendwie imstande wäre, sich aus den diversen stählernen Handschellen zu befreien – und damit eine Nummer hinlegte, die selbst Houdini blass aussehen ließe –, würde es lediglich einen schnelleren und noch brutaleren Tod auf dem Spieß nach sich ziehen.

Vielleicht ist es das, was sie sich jetzt wünscht. Vielleicht hat sie aufgegeben. Dede und Annie taten es nicht. Sie kämpften. Die Prostituierte, Barbie, hingegen – sie gab auf. Das war das Beste, zuzuschauen, wie jeder Hoffnungsschimmer aus ihren Augen wich, sie darauf wartete, darum flehte, dass das Ende kommen möge.

Er berührt Sallys Gesicht, worauf sie abrupt den Kopf wegdreht.

Das war nicht besonders nett.

»Lassen Sie mich herunter, Mister, bitte! Ich habe Geld!«

Er kann sie nicht gehen lassen. Das wird ihm jetzt klar.

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