OECD-Wirtschaftsausblick, Ausgabe 20192 by OECD
Autor:OECD
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: economics
Herausgeber: OECD Publishing
veröffentlicht: 2019-11-21T00:00:00+00:00
Das Wachstum dürfte sich verlangsamen
Mit dem Inkrafttreten der letzten angekündigten Runde von Zollerhöhungen und den anhaltenden Handelsspannungen, die weiterhin die Industrieproduktion und die Investitionen belasten, wird sich das Wachstum den Projektionen zufolge weiter verlangsamen. Die zusätzlichen für dieses Jahr angekündigten Zollerhöhungen werden das BIP-Wachstum 2020 um 0,3-0,4 Prozentpunkte schmälern. Dieser Effekt kommt zum Bremseffekt der langfristigen Umschichtung des Wachstums hinzu. Die von China im vergangenen Jahr vorgenommenen Senkungen der durchschnittlichen Einfuhrzölle (die höheren Zölle auf Importe aus den Vereinigten Staaten wurden durch Zollsenkungen auf andere Produkte mehr als ausgeglichen), eine höhere Mehrwertsteuererstattung für Exportgüter und die Senkung der Ausfuhrabgaben werden die Auswirkungen der Handelsspannungen abfedern. Zusätzlich zu den Maßnahmen, die die Kosten unternehmerischer Tätigkeit verringern, dürfte auch ein schwächerer Preisauftrieb auf der Erzeugerstufe die Wettbewerbsfähigkeit und die Exporte 2020-2021 erhöhen. Die Verbraucherpreisinflation wird jedoch bedingt durch den starken Preisanstieg bei frischen Nahrungsmitteln etwas anziehen, der z.T. der afrikanischen Schweinepest zuzuschreiben ist. Dabei handelt es sich allerdings um einen punktuellen Preisdruck ohne gravierende Folgen. Eine Abwertung der Währung gegenüber dem US-Dollar könnte den Auslandstourismus etwas bremsen, wodurch sich der Leistungsbilanzüberschuss leicht erhöhen würde.
Sollten die Handelsspannungen nachlassen, könnte die Entwicklung günstiger ausfallen. Dies würde nicht nur die Exporte, sondern auch die Industrieproduktion und die Investitionstätigkeit beflügeln. Ein Nachlassen der Spannungen würde auch das Konsumklima aufhellen und dadurch zu einem gegenüber den Projektionen kräftigeren Wachstum führen. Eine zu starke geldpolitische Lockerung würde die Immobilienblase weiter aufblähen und damit zwar für einen Wachstumsschub sorgen, die künftigen Risiken aber erhöhen. Von den finanziellen Rahmenbedingungen gehen Abwärtsrisiken aus: Eine größere Risikoaversion und Schwierigkeiten in kleineren Banken könnten in privaten und kleineren Unternehmen zu einer Kreditklemme führen. Angesichts der hohen Schuldendienstkosten wäre im Unternehmenssektor ein rascherer Schuldenabbau zur Bilanzbereinigung hilfreich, dies würde das Wachstum auf kurze Sicht aber verlangsamen. Ein schwächerer fiskalischer Konjunkturimpuls, um einen weiteren Anstieg der impliziten staatlichen Verbindlichkeiten zu verhindern, würde das Wachstum beeinträchtigen. Ein Rückgang der Wohnimmobilienpreise würde über die daran geknüpften Vermögenseffekte Personen schaden, die in jüngerer Zeit Wohnraum erworben haben, und hätte über Besicherungseffekte auch negative Auswirkungen auf Kreditnehmer.
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