Nur wenn du mir vertraust by Deborah Crombie

Nur wenn du mir vertraust by Deborah Crombie

Autor:Deborah Crombie
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: PeP eBook
veröffentlicht: 2011-10-04T13:03:26+00:00


12. Kapitel

Der Druck schlanker Finger, so sanft und doch hart,

Berührung von Lippen, so bebend und zart –

Und Gedanken an längst schon verflossenes Glück

Drängen sich in meine Seele zurück.

Robert Louis Stevenson,

»Ich sah durch den Regen den Abend so rot«

Carnmore, April 1899

Will stand in der Tür des Lagerhauses und ließ den Blick über die Reihen von Fässern schweifen. In den vergangenen Monaten hatte er erkannt, dass nur dies allein ihm ein Gefühl der Befriedigung verschaffte, das Gefühl, etwas erreicht zu haben. Einige dieser Fässer gehörten nun ihm – ein Teil des Erbes, das sein Vater ihm hinterlassen hatte.

Er atmete den Duft des Eichenholzes, der festgestampften Erde und – selbst an diesem kühlen Apriltag – den allgegenwärtigen Dunst des reifenden Whiskys. Dies war sein Leben, seine Welt, verkörpert in den Fässern – den kleineren Barrels und den gewaltigen Hogsheads – mit dem Carnmore-Siegel. Seine Bücher hatte er weggepackt, und mit ihnen seinen Traum von einem Medizinstudium an der Universität von Edinburgh. Das Versprechen, das er seinem Vater gegeben hatte, band ihn stärker als jede Fessel, und er hatte sich geschworen, dass er sich mit ganzer Kraft seiner Aufgabe widmen würde.

Will vertiefte sich in die Geschäftsbücher und Unterlagen seines Vaters, befragte die Arbeiter und eignete sich Kenntnisse über die Feinheiten des Destillationsprozesses an, an die er früher keinen Gedanken verschwendet hatte. Sie hatten Geduld mit ihm, diese Männer, die seit seiner Kindheit stets seine Freunde gewesen waren, und ihm fiel auf, dass sie mit der Zeit immer aufmerksamer zuhörten, wenn er seine Meinung zu etwas äußerte. Er konnte nur hoffen, ihre Erwartungen nicht zu enttäuschen.

Er schloss die Türen des Lagerhauses hinter sich ab und schickte sich an, über den Hof zum Büro zu gehen. Dort wartete eine Menge Schreibarbeit auf ihn, es waren Bestellungen auszufertigen – doch zunächst hielt er noch ein wenig inne und blickte von der Grenze des Hofs hinaus auf die Braes.

Auf den Hochmooren brannten sie das Heidekraut ab – später als gewöhnlich, wegen der anhaltenden Regenfälle im März. Der Rauch stieg in Kringeln auf, und der scharfe, beißende Geruch stieg ihm in die Nase, herangeweht von einer trockenen Brise.

Seit er seine Bücher zur Seite gelegt hatte, hatte er ein intensives Gespür für das Land entwickelt, auf dem er lebte – es war wie ein lebendiges Wesen, das nie von seiner Seite wich. Er spürte, wie der Rhythmus der Erde ihn durchpulste; ihr Leben strömte in jeder Faser seiner Haut, seiner Fingerspitzen, seiner Fußsohlen. Wenn die ersten Knospen an den Bäumen auftauchten, tastete er die harten Knötchen, strich mit den Fingern über ihre samtige Haut. Er spürte das Wasser, das unterirdisch dahinfloss, die grünen Schösslinge, die aus der Erde trieben, die schiere Lebensfreude der jungen Lämmer, die auf den Wiesen herumtollten.

Er erzählte niemandem davon, weil er Angst hatte, für verrückt erklärt zu werden.

In der Brennerei war es das Gleiche. Er fühlte den Whisky in jedem Stadium, vom Mälzen der Gerste bis hin zum letzten Destillat – und er wusste, wann er genau richtig war. Er begann sich zu fragen, ob sein



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