Nur noch Sex ... oder nicht mal das! - Roman (German Edition) by Henrik Alexander
Autor:Henrik Alexander [Alexander, Henrik]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-12-05T05:00:00+00:00
Johanna kam erst kurz vor den Zwanzig-Uhr-Nachrichten. Frank hatte vergessen, dass sie im Anschluss an ihren Unterricht einen Großstadtbummel angekündigt hatte. Er saß auf dem Sofa. Sie trat an die Lehne und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
„Hast du schon Abendbrot gegessen?“, fragte sie.
Frank fühlte die Menge dreier Brotscheiben im Magen. Sie waren dick mit Leberwurst und Fleischsalat belegt gewesen. Johanna verschwand in der Küche.
„Du kannst dir das Mittagessen aufwärmen“, rief er ihr nach. Ein Geräusch sagte ihm, dass sie den Deckel der Pfanne abhob.
„Das sieht ja toll aus“, kam begeisterter Zuspruch von der Herdplatte. „Bewahre das bitte für morgen auf.“
„Das hält sich nicht so lange“, behauptete Frank, der gehofft hatte, Johannas Gaumen würde seine Kreation noch am Tage der Zubereitung würdigen.
„Klar hält sich das!“ Johanna legte weibliche Autorität in diese Worte, auch wenn sie nur eine Teilzeithausfrau war.
Frank konzentrierte sich auf die Nachrichten. Der Beamtenbund wehrte sich gegen die Sparmaßnahmen der Regierung.
„Hast du mir eigentlich gestern Nacht einen Heiratsantrag gemacht?“ Johanna kam mit Brot, Käse und einer zerlegten Tomate ins Zimmer.
„Ich?“ Frank tat erstaunt.
„Die Feier würde ich nicht so machen, wie dein Bruder. So klassisch und konservativ!“
„Wovon redest du?“ Mit einem Ohr hörte Frank auf ein Kurzinterview mit dem Arbeitsminister.
„Von der Hochzeit“, sagte Johanna. „Das Brautpaar hat überhaupt nichts davon, wenn es aufgereiht wie Schaufensterpuppen zwischen Eltern und Schwiegereltern am Ehrentisch sitzt. Das wirkt steif und ohne Spaß. Man müsste einfach wegfahren und ganz woanders heiraten.“
Frank kam der Gedanke, dass Johanna seine Ideen stibitzte. „Auf einer Hazienda?“, stellte er die Fangfrage.
Der Arbeitsminister sprach von Ehegattensplitting.
„Oder in einer Bergkapelle“, machte sie treuherzig einen eigenen Vorschlag.
„Ich dachte, du willst nicht kirchlich heiraten!?“, gebärdete sich Frank als Kritiker.
„Will ich auch nicht. Das ist Heuchelei.“ Johannas Intelligenz war über Heilslehren und Weihrauch erhaben.
„Frauen träumen ihr ganzes Leben von einem weißen Brautkleid“, stichelte Frank.
„Was kennst du denn für Frauen?“, rügte sie seinen Umgang, ohne sich selbst dazu zu zählen.
„Die meisten wollen es doch ganz traditionell“, behauptete er. „Auch wenn sie an den Hokuspokus nicht glauben.“
„Und das ist eben Heuchelei.“ Johanna stellte ihre legendäre Ehrlichkeit unter Beweis.
„Feiern willst du wohl auch nicht?!“, mokierte sich der Unverheiratete.
„Doch! Man könnte ein Büfett in Schwarz-Weiß machen.“ Die zukünftige Braut hatte offenbar schon genaue Pläne geschmiedet.
Frank verstand nicht ganz. „Schwarz-Weiß? Was soll denn das sein?“
„Mit schwarzen und weißen Sachen“, sagte Johanna. „Ist doch klar!“
Frank rief aus seinem Gedächtnis eine Reihe von Bildern des gemeinsamen Haushaltes ab. Johanna besaß ein Service aus schwarzen Tellern und Schüsseln. Außerdem hatte sie von einer Tante kürzlich einen Stapel weißer Tischdecken geerbt. Wahrscheinlich war sie dadurch auf die Idee gekommen.
„Mit Kaviar und Sahne?“, versuchte er, ein genaueres Bild der Party zu entwerfen. Bestimmt würde ihm dazu noch mehr einfallen. Die Werbewelt wimmelte von Schwarz-Weiß-Malerei.
„Oder zum Beispiel Kaviar und Meerrettich“, pflichtete Johanna bei. „Und Schwarzbrot mit Marshmellows, daneben Mohnkrümel auf Baiser. Und diese Lakritzfiguren mit den weißen Ohren.“
In einigen der genannten Speisen erkannte Frank Naschgewohnheiten seiner Partnerin. Marshmellows allerdings hatte sie bislang verpönt. War die Einbindung dieser wabbeligen Süßigkeit ins Hochzeitsmenü ein Beleg für
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