Nur einen Kuss, Kate! by Anne Gracie

Nur einen Kuss, Kate! by Anne Gracie

Autor:Anne Gracie [Gracie, Anne]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-95446-089-2
Herausgeber: CORA Verlag GmbH & Co. KG
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


9. KAPITEL

Zum vielleicht zwanzigsten Mal an diesem Abend sah Carlos ahnungsvoll zu Kate hin. Das Mäuschen benahm sich heute eher wie eine Katze, lief sichtlich beunruhigt auf und ab, und nach den Blicken zu schließen, die sie zur Decke warf, war Major Jack der Anlass für ihre Unrast.

Natürlich. Carlos seufzte. Ihre Reizbarkeit und schlechte Laune waren jedoch gar nichts im Vergleich zu der Verfassung, in der Major Jack sich befand, weil er die Reaktion seines Körpers vor ihr nicht hatte verbergen können.

Carlos schüttelte den Kopf. Die Engländer machten ein großes Getue um die einfachste Sache der Welt. Dem Major gefiel das Mädchen. Hätte es ihm nicht gefallen, wäre das eher ein Grund zur Besorgnis gewesen, da es in letzter Zeit aufgeblüht war und sehr hübsch aussah. Aber stattdessen versteckte sich der Major, ließ Carlos heimlich Öl heiß machen, damit sie nicht entdeckte, dass er die Behandlung ohne sie fortsetzte. So eine Dummheit.

Kate trat gegen eines der Scheite im Kamin und löste damit einen Funkenregen aus. Wie konnte er nur nach einem einzigen Versuch aufgeben? fragte sie sich zum hundertsten Mal.

Offenbar besaß er nicht ihre Zuversicht. Aber nach nur einem Versuch aufzugeben! Nur weil sich ein Lustgefühl in ihm regte.

Das war ja, was sie so beunruhigte. Es war teils ihre Schuld. Männer waren nicht imstande, ihre niedrigen Instinkte zu beherrschen, hatte man sie gelehrt. Immer waren es die Frauen, die diese erregten. Und sie hatte sich so indezent benommen.

Kein Wunder, dass er so reagiert hatte.

Und es musste ihm sehr zu schaffen machen, da er seither allabendlich im oberen Salon verschwunden war und im Alkohol Vergessen suchte. Sogar seine morgendlichen Reitversuche hatte er aufgegeben.

Nun, sie hielt es nicht länger aus. Sie wusste, dass Schuld zwei Gesichter hatte – sie konnte im Innern eines Menschen schwelgen, oder man konnte sie loswerden, indem man sie nach außen kehrte und in Zorn verwandelte. Eine gesunde Portion Zorn war genau das, was Mr. Jack Carstairs jetzt brauchte.

Carlos beäugte sie misstrauisch. Ein kluger Mann sucht Deckung, dachte er, bis der Sturm sich verzogen hat. Verstohlen stand er auf, doch Kate nahm die Bewegung wahr und drehte sich entschlossen zu ihm um. Carlos' Herz sank. Zu spät, dachte er bekümmert.

“Carlos, würden Sie wohl mitkommen? Holen Sie den großen Eimer.” Gehorsam kam er der Anweisung nach und folgte ihr hinauf zu Jacks Salon. Er bekam feuchte Hände. Sie würde doch nicht so unvernünftig sein und Major Jack spätabends behelligen, zu einer Zeit, da er seinen schwärzesten Stimmungen nachhing – inzwischen hatte er womöglich schon die zweite Flasche geleert.

Jack lümmelte ausgestreckt in einem Sessel vor dem Feuer, ein Glas Brandy zwischen den Fingern, mit halb geschlossenen Augen in die zuckenden Flammen starrend. Verdammtes Frauenzimmer. Er hätte sie mit seiner Großmutter fortschicken sollen, dann hätte sie sich nicht in sein Leben einschleichen können.

Sie hatte hier in dieser Abgeschiedenheit nichts zu suchen. Sie hätte in Samt und Seide gekleidet leichtfüßig durch Ballsäle schweben sollen, umgeben von einem Schwarm von Anbetern.

Ein halbes Jahr! Wie sollte er das aushalten? Es fiel ihm jetzt schon schwer, die Finger von ihr zu lassen.



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