Nur dieser eine Sommer … by Becky Citra

Nur dieser eine Sommer … by Becky Citra

Autor:Becky Citra
Format: epub
Tags: Kinder- und Jugendbücher
Herausgeber: Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
veröffentlicht: 2015-02-04T16:00:00+00:00


Zwölf

Es hat sich herausgestellt, dass ich Storm doch nicht für den Rest seines Lebens geschädigt habe. Die letzten beiden Tage habe ich ihm morgens einen Eimer mit Kraftfutter in den Round-Pen gestellt und das Gatter offen gelassen. Und als ich abends zurückkam, war der Eimer beide Male leer gefressen.

Jetzt sitze ich auf einem Hocker in der Sonne und bearbeite ein Reithalfter mit Sattelseife. Es sieht schön aus, wie sich das Leder verfärbt, bis es ein richtig sattes Dunkelbraun hat. Ich habe immer auch ein Auge auf Storm, aber ich versuche, ihn das nicht merken zu lassen. Gerade hat er den Kopf zwischen zwei Zaunlatten des Paddocks durchgesteckt und rupft umständlich sämtliche Grasbüschel aus, die er mit dem Maul noch erreichen kann. Nach einer Weile gibt er auf und trottet zum Round-Pen hinüber. Dort prüft er, ob in seinem Futtereimer, den er am Morgen bereits umgekippt hat, noch etwas drin ist. Er bekommt den Rand des Eimers mit den Zähnen zu fassen und schüttelt den Eimer hin und her.

Ich lege das Reithalfter beiseite und nähere mich ihm vorsichtig. Schließlich klettere ich in der Nähe des Round-Pens über den Zaun vom Paddock. Ich schlüpfe hinein und schließe das Metallgatter. Storm sieht auf. Er steht auf der anderen Seite, genau mir gegenüber. Es sieht echt witzig aus, wie er den Eimer im Maul hat.

Das Seil hatte ich neulich an einem Zaunpfosten hängen gelassen, für den Fall, dass ich es noch mal brauche. Ich nehme es und stelle mich in die Mitte des Round-Pens, behalte Storm immer im Blick. Er lässt den Eimer fallen. Die Muskeln in seinem Rücken spannen sich sichtbar an. Er sieht aus, als wäre er fluchtbereit.

Ich habe gelesen, dass weniger Druck besser sei. Letztes Mal habe ich das Seil zu fest geworfen. Langsam und vorsichtig hebe ich den Arm mit dem Seil. Mehr nicht. Trotzdem fällt Storm sofort in den Galopp. Der Eimer verfängt sich zwischen seinen Hinterhufen. Wütend schlägt er aus und der Eimer kullert in die Mitte des Round-Pens.

Ich denke an das, was ich mir aufgeschrieben habe. Kontrolliere die Bewegung.

Ich hebe noch einmal den Arm, woraufhin Storm sofort schneller wird. Aber immerhin rast er nicht wieder völlig panisch herum, sondern galoppiert gleichmäßig und beständig. Ein breites Grinsen legt sich mir auf das Gesicht.

Er läuft drei- oder viermal um den Round-Pen herum, die Ohren flach angelegt und der Schweif peitscht hin und her. Alles Zeichen dafür, dass er sich seiner Sache nicht so sicher ist. Er richtet den Blick auf einen Punkt außerhalb des Round-Pens, als ob er wünschte, er wäre irgendwo anders, nur nicht hier drin bei mir. Trotzdem wird er allmählich langsamer und ich treibe ihn wieder an, indem ich das Seil sachte auf den Boden hinter seiner Hinterhand werfe.

Ich bin die Leitstute.

Jetzt. Wechsle die Richtung.

Ich trete Storm entgegen. In diesem Moment fängt alles an, komplett schiefzugehen. Er bricht vor mir zur Mitte hin aus, die Ohren ganz flach angelegt. Zweimal bockt er und wirft dabei Erdklumpen auf. Dann prescht er wieder zurück bis ganz außen an die Umzäunung.



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