Nun ruhet sanft by Inge Löhnig

Nun ruhet sanft by Inge Löhnig

Autor:Inge Löhnig
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
veröffentlicht: 2015-04-15T16:00:00+00:00


35

Dühnfort warf Schellenbergs Bericht zurück auf den Aktenstapel. Ein Meisterwerk in der Kunst des Sich-nicht-Festlegens. Ob Sassen die Kontrolle über das Fahrzeug verloren hatte oder es zunächst in suizidaler Absicht Richtung Brückenpfeiler steuerte und erst im letzten Moment auf die Bremse getreten war, ließ sich nicht feststellen. Verdammter Mist!

Es klopfte kurz an der Tür. Russo trat ein. »Hallo, Tino. Tausche eine schlechte Nachricht gegen einen guten Espresso.«

»Toller Deal.« Die Maschine war ohnehin noch aufgeheizt, und eigentlich konnte auch er einen zweiten Espresso vertragen. Also stand Dühnfort auf, füllte den Siebträger und drückte das Kaffeepulver mit dem Tamper fest.

Russo beobachtete diese Prozedur. »Ich habe mir neulich mal Kapselmaschinen angesehen. Vielleicht kaufe ich mir eine. Sie sind längst nicht so teuer wie deine Pavoni, und man spart sich die ganze Arbeit. Kapsel rein, Knopf drücken, und schon rinnt der Espresso in die Tasse.«

»War das die schlechte Nachricht?«

»Sie taugen also nichts?«

Mit dem Dampfstrahl wärmte Dühnfort die Tassen vor. »Wenn du weiterhin Plörre trinken willst, dann bediene dich an den Automaten im Flur. Das ist billiger. Und wie lautet nun die Hiobsbotschaft?«

»Wir kommen an Radev nicht ran. Er ist untergetaucht oder tot. Es gibt das Gerücht, dass er nach einem Streit mit Petkov seinen letzten Atemzug getan hat. Jedenfalls ist er seither verschwunden und hat keinen Kontakt zu seinen eigenen Leuten.«

»Mist. Und habt ihr herausgefunden, ob Sassen sich im Hot Miami herumtreibt?«

»Da kennt ihn niemand. Die Kollegen vom Rauschgift haben sich in der Szene umgehört. Auch dort ist er nicht bekannt. Bisher also keine Verbindung zur Tatwaffe.«

»Er wird sie auf dem Schwarzmarkt gekauft haben.«

»Oder er war es nicht.«

»Es gibt nichts, das das nahelegt. Was wir haben, deutet auf Sassen als Täter hin. Auch wenn es nicht viel ist.«

»Die Spurenlage ist zu dünn. Nur ein Blutfleck an der Hose. Solange er ein Alibi hat, reicht das nicht. Was ist eigentlich mit dem Motiv Habgier? Irgendjemand wird die Sassens doch beerben?«

»Bis jetzt ist kein Testament aufgetaucht. Es gilt also die gesetzliche Erbfolge. Tom Sassen beerbt seine Frau.«

»Wer würde erben, wenn es auch ihn erwischt hätte?«

»Sein Vater ist der nächste Verwandte. Der Mann ist achtundsiebzig und lebt in einem Pflegeheim. Wenn Gier das Motiv wäre, dann hätte zumindest das Pony überlebt. Es gab keinen Grund, die Haustiere zu erschießen. Außer den Hund, falls er gebellt hat.«

Dühnfort trank seinen Espresso mit zwei bedächtigen Schlucken. »Die Behrendsen wird erst einen Rückzieher machen, wenn wir ihr die Lüge nachweisen können oder sie überzeugt ist, dass Sassen es war. Solange wird sie ihn für einen unschuldig Verfolgten halten, den sie vor Polizeiwillkür schützen muss.« Sie drehten sich im Kreis. Russo stellte die geleerte Tasse ab und verabschiedete sich.

Dühnfort überlegte, ob er nicht doch noch einen Versuch bei Conny Behrendsen starten sollte, als sein Handy klingelte. Anke Frieß meldete sich. »Hallo, Tino, wir haben einen anonymen Hinweis im Fall Sassen bekommen. Der Anrufer behauptet, dass Sassen kokst. Wenn wir mehr darüber wissen wollen, sollten wir uns an Lilly Steinle wenden, seine Mitarbeiterin.«

»Danke für die Info.« Dühnfort legte auf. Wie ernst war dieser



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