Numbers - Den Tod vor Augen by Rachel Ward

Numbers - Den Tod vor Augen by Rachel Ward

Autor:Rachel Ward
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Retail, Thriller, Jugend
ISBN: 355152016X
Herausgeber: Carlsen Verlag GmbH
veröffentlicht: 2011-05-25T22:00:00+00:00


SARAH

Ich hatte nur meine Schultasche mitgenommen. Jetzt weiß ich überhaupt nicht, wie ich für uns zwei packen soll. Ich denke, das Einzige, was ich wirklich brauche, sind Anziehsachen, Windeln und Reinigungstücher. Alles andere können wir uns besorgen.

Ich weiß nicht, wohin wir gehen sollen, nur dass wir von hier verschwinden müssen. Ich hab nicht genügend Geld für eine Zugfahrkarte oder ein Busticket. Vielleicht würde mir ja Vinny was geben. Aber ich kann ihn unmöglich fragen – er hat schon so viel für uns getan. War ein echter Freund.

Mia schläft, als ich ihre Sachen zusammensuche. Ich bleibe stehen, um sie anzusehen mit ihrem offenen Mund und den nach oben über den Kopf geworfenen Armen. Ein Anflug von Panik steigt in mir hoch. Werde ich allein mit ihr zurechtkommen? Was ist, wenn ich keine Bleibe für uns finde? Draußen stürmt es wieder. Das Glas in den Fensterrahmen klappert. Ich kann unter diesen Bedingungen nicht einfach losziehen, ohne zu wissen, wohin und zu wem. Nicht mit einem Baby.

Ich sinke auf mein Bett, noch nicht geschlagen, doch ich erkenne auf einmal meine wahre Situation. Ich muss vorausdenken, einen Plan machen.

Der Sturm ist so laut, dass ich eine Zeit lang nicht mal das Klopfen an der Tür höre. Irgendwann merke ich, dass es noch ein anderes Geräusch außer dem Klappern, Knarren und Stöhnen gibt, und mache mich auf den Weg nach unten. Das Klopfen kommt nicht von hinten – irgendjemand steht vor der Haustür. Niemand, der zu uns will, hat jemals vorn an die Tür geklopft. Ich schiebe die Riegel zur Seite, aber es gibt keinen Schlüssel für das Schloss. Die Tür lässt sich nicht öffnen.

Ich beuge mich hinab und klappe den Briefkastendeckel hoch.

»Wer ist da?« Ich sehe einen glänzenden Lackgürtel, den jemand um die Mitte des Mantels geschlungen trägt. Es entsteht eine Pause, dann beugt sich der Jemand hinab und ein Kinn taucht auf Höhe des Briefschlitzes auf.

»Mein Name ist Marie Southwell. Ich komme von der Kinderfürsorge.«

Scheiße!

»Was wollen Sie?«

»Ich möchte mit Sally Harrison sprechen? Sind Sie das?«

Für einen Sekundenbruchteil spüre ich Erleichterung. Sally Harrison? Das ist ein Irrtum, falsche Adresse. Doch dann fällt mir ein, das bin ja ich, das Ich, das den Fragebogen im Krankenhaus ausgefüllt hat.

»Sie müssen nach hinten kommen, den kleinen Weg entlang und dann in den Hof. Ich mach Ihnen auf.«

»Okay.«

Ich lasse den Briefschlitz zuschnappen und rase in die Küche, raffe ein paar von den dreckigen Tellern und Bechern auf dem Tisch zusammen, bugsiere sie in einen Schrank und knall dann die Tür zu. Die Frau, die auf dem hinteren Weg erscheint, wirkt vom Sturm zerzaust, aber immer noch gepflegt, mit schwarzen Lackstiefeln, die zu ihrem glänzenden Gürtel passen. Sie zeigt mir ihren Ausweis, ich führe sie ins Haus und im selben Moment wird mir bewusst, wie es hier für einen Außenstehenden aussehen muss. Fett und Schmutz an der Zimmerdecke, Mäuseköttel auf dem Fußboden, der Baseballschläger, der an der Wand lehnt.

»Tasse Tee?«, frage ich in der Hoffnung, sie abzulenken, aber ihre Augen sind überall, nehmen alles auf.

Sie lächelt. »Ja, bitte. Mit Milch, aber ohne Zucker.



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