Novemberrot by Markus Theisen

Novemberrot by Markus Theisen

Autor:Markus Theisen [Theisen, Markus]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-03-05T05:00:00+00:00


Kapitel 12

Gegen 19 Uhr wurde er von lärmendem Gegröle, welches unüberhörbar aus der Wirtschaft in sein Zimmer drang, aufgeweckt. Da es inzwischen stockfinster war, tastete er vorsichtig nach dem Lichtschalter der Stehlampe, knipste sie an und setzte sich gähnend auf die Bettkante. Von den Eindrücken des Tages getrieben, wanderte Wellers Blick ziellos im Zimmer umher.

Sollte er tatsächlich die Flinte ins Korn werfen, was für ihn einer Niederlage gleich käme, oder gab es vielleicht doch noch eine erfolgsverheißende, unerwartete Spur, die eine weitere Recherche sinnvoll erscheinen ließ? Der Kommissar kam zu keinem annehmbaren Ergebnis. Immer wenn er sich mit durchaus verständlichen Argumenten für eine Seite vermeintlich entschieden hatte, stiegen umgehend Zweifel an dieser Wahl in ihm auf. Außerdem knurrte unterdessen sein Magen mächtig vor Hunger.

»Gut, vielleicht finde ich ja eine Lösung, wenn ich was gegessen habe«, sagte er zu sich, machte sich frisch und ging hinunter ins Lokal.

Hier angekommen war Fritz sofort klar, wer für den schlafstörenden Krach verantwortlich zeichnete. Die erste Mannschaft konnte doch tatsächlich am Nachmittag ihr Auswärtsspiel siegreich gestalten, was jetzt kräftig begossen wurde. Die Spieler in ihren grasgrünen Trainingsanzügen mit aufgesticktem Vereinswappen auf der linken Brustseite, Trainer, Betreuer und deren familiärer Anhang hatten mehrere Tische zusammengeschoben.

Nun ließ das Gelage den großen, mit Bier gefüllten gläsernen Stiefel lauthals johlend die Runde machen, woraus jeder, sobald er an der Reihe war, einen tiefen Schluck zu sich nahm. Fritz fand diese Art der Siegesfeier etwas ekelig, da er nur schwerlich jemandem aus einer Flasche oder einem Glas nachtrinken konnte. Von den Fußballern unbemerkt, nahm der junge Polizist an einem freien Tisch Platz, zog seinen kleinen Schreibblock aus der Hosentasche und studierte die Notizen, die er sich in den letzten beiden Tagen gemacht hatte. Als Tohn ihn registrierte, kam er sofort hinter der Theke hervor zu ihm geeilt.

»Sie haben endlich mal wieder gewonnen! Wurde auch langsam Zeit!« Der Wirt hatte seine helle Freude am Sieg der heimischen Mannschaft.

»Ich hoffe, sie lassen noch ein paar Stiefel kreisen«, lachte er.

»Der wievielte ist denn das?«, fragte Fritz verwundert.

»Müsste so der fünfte oder der sechste sein«, schätzte Pohlert, sich insgeheim aufgrund des unerwarteten Geldregens die Hände reibend.

»Aber was kann ich Ihnen denn bringen?« Der Wirt hatte Bleistift und Papier bereits erwartungsvoll gezückt.

»Alles nur kein Flönz, lag Fritz förmlich auf der Zunge, doch er hielt sich mit dieser Äußerung zurück. Noch bevor er etwas antworten konnte, hatte ihm Tohn schon den neuesten Schlager der heimischen Gastronomie, nämlich ein gegrilltes halbes Hähnchen, mit leuchtenden Augen angepriesen.

»Ja ja, geht klar und dazu ein großes Pils.«

Weller stimmte Pohlerts Offerte kurzerhand zu und genehmigte sich nach diesem zermürbenden Tag ausnahmsweise auch ein Bier zum Hinunterspülen seines Frustes. Mit der Bestellung in petto dackelte der Kneipier in die Küche. Rosi hatte eben die Getränkewünsche einer Kegelgesellschaft aufgenommen und stand inzwischen eifrig Bier zapfend hinter der Theke.

Tohn, der nun ebenfalls wieder auf der Bildfläche erschienen war, sagte etwas mit einem Fingerzeig in Wellers Richtung zu ihr. Daraufhin schnappte sie sich eines der bereits gefüllten Gläser und servierte es dem durstigen Polizisten mit einem freundlichen Lächeln.



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