Nordermoor by Arnaldur Indriðason

Nordermoor by Arnaldur Indriðason

Autor:Arnaldur Indriðason [Indriðason, Arnaldur]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783404771875
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 2004-01-01T23:00:00+00:00


»Sie ist schon einmal geöffnet worden«, sagte der Arzt.

»Fehlt das Gehirn?«, stöhnte Erlendur.

»Sie ist damals obduziert worden.«

»Ja, im Krankenhaus in Keflavík.«

»Wann ist sie gestorben?«

»1968«, sagte Erlendur.

»Und wenn ich es richtig verstehe, soll Holberg ihr Vater gewesen sein. Aber ihre Eltern haben nicht zusammengelebt?«

»Das Mädchen hatte nur seine Mutter.«

»Hatten sie die Genehmigung, Organe von ihr zu wissenschaftlichen Zwecken zu nutzen?«, fuhr der Arzt fort. »Weißt du was darüber? Hat die Mutter dem zugestimmt?«

»Das kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Erlendur.

»Es könnte ohne Genehmigung entfernt worden sein. Wer war für sie zuständig, als sie starb? Wer war ihr Arzt?«

Erlendur nannte Franks Namen. Der Arzt wurde nachdenklich.

»Ich kann nicht behaupten, dass ich nie von derartigen Fällen gehört habe. Die Anverwandten werden manchmal gefragt, ob Organe zu wissenschaftlichen Zwecken entfernt werden dürfen. Alles im Namen der Wissenschaft, selbstverständlich. Wir brauchen das. Ich kenne Beispiele, dass bestimmte Organe zu Forschungszwecken entnommen werden, bevor die Beerdigung stattfindet, wenn keine Anverwandten vorhanden sind. Aber ich kenne nur wenige Beispiele, dass Organe de facto gestohlen wurden, wenn es Anverwandte gibt.«

»Wie kann das Gehirn fehlen?«, fragte Erlendur noch einmal.

»Also der Kopf ist entzweigesägt worden, um das Gehirn zur Gänze entnehmen zu können.«

»Nein, ich meine …«

»Saubere Arbeit«, setzte der Arzt fort. »Der hat was von seinem Handwerk verstanden. Hier ist die Wirbelsäule durch den Hals von hinten angeschnitten worden, um das Gehirn loszulösen.«

»Ich weiß, dass das Gehirn wegen eines Tumors untersucht wurde«, sagte Erlendur. »Soll das heißen, das es nicht wieder an seinen Platz kam?«

»Es gibt eine bestimmte Erklärung«, sagte der Arzt und ließ das Laken wieder fallen. »Wenn sie das Gehirn für wissenschaftliche Zwecke entnommen haben, konnten sie es kaum noch vor der Beerdigung wieder zurückgeben. Es musste fixiert werden.«

»Fixiert?«

»Damit man besser damit arbeiten kann. Es wird dann wie Weißkäse. Das braucht seine Zeit.«

»Hätte es nicht genügt, ein paar Proben zu entnehmen?«

»Keine Ahnung«, sagte der Arzt. »Ich weiß nur, dass das Gehirn nicht an seinem Platz ist, und deswegen wird es schwierig sein, genau zu bestimmen, was ihren Tod herbeigeführt hat. Vielleicht können wir es mit einer DNA-Analyse des Knochengewebes herausfinden. Die Frage ist, was uns das sagt.«



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