Norden by Louis-Ferdinand Céline

Norden by Louis-Ferdinand Céline

Autor:Louis-Ferdinand Céline [Céline, Louis-Ferdinand]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783644023116
Herausgeber: Rowohlt Digitalbuch
veröffentlicht: 2015-05-11T16:00:00+00:00


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Comics? … Comics? … ein Zeichner? … ich glaube nicht recht daran … er wird keinen finden … «gefällige Rückfällige», die, die ich kenne, sind mir spinnefeind! … haben mich, die Bangscheißer, überall verpfiffen! … was die Comics angeht, die kenne ich aus meiner Jugend, und siebenfarbig … die Belles Images für 10 Centimes … im Augenblick sehe ich nicht recht, wie man meine Geschichte, selbst wenn ich sie kürzte, auch nur leidlich verkaufen könnte, bei dem Zustand, der bei den Kiosken und auf den Bahnhöfen und bei den Buchhandlungen herrscht, die alle nur Remittenden auskotzen … wo das Publikum, so gehetzt, so abgebrüht, so müde, wie es ist, nichts mehr lesen oder hören will, außer vielleicht ein schwules Sächelchen … eine blödsinnig gewordene Kinderkrippe … Geständnisse von scharfen, rosigen Kindermädchen … während ich schlecht dastehe mit meinen Missgeschicken in Flammen, Phosphor, Erdbeben …

Ich erzählte Ihnen von der Inge, vom Krüppel, von den Bibelforschern, den Kretzers, von unseren Mahlzeiten mit lauwarmer Wassersuppe in dem hohen, düsteren Speisesaal unter dem riesigen Bild dessen, der sich ein paar Monate später selbst verbrannte … «Heil! heil!» … all diese Leute am Tisch taten so, als äßen sie die Suppe gern, wie wir, verlangten nach, wie wir, das musste sein, die Fräulein, Stenotypistinnen und Buchhalter … Beweis für das Vertrauen, die gute Gesinnung … Kracht, der SS-Apotheker, Herr Kretzer, der Chef der Nebenstelle und des Archivs, seine Frau, das nervöse Klageweib, und wir drei, wir nahmen noch mal, und ob! von dieser guten, leckeren, berühmten Suppe! … wir wären die Letzten gewesen, die nicht mitgemacht hätten! … die kleine Bucklige tat sich auch gütlich … sie fuhr nicht mehr nach Berlin, sie ging nicht mehr zu den Fischen, sie hatte ihre Eltern seit Monaten nicht mehr gesehen … der famose, unzerstörbare Bunker hatte den Rest bekommen … geborsten, zerspalten, zersplittert … ihre Eltern darunter! … das Beste war, nicht davon zu sprechen … die lauwarme Suppe in den Tellern kräuselte sich, bebte in winzigen Wellen … vom zermalmenden Bombenhagel … ich sagte Ihnen schon, Berlin war hundert Klem entfernt! nicht nur die Suppe, auch die Wassergläser und Adolfs Bildnis … in seinem Goldrahmen … wir bekamen keinen Wehrmachtsbericht mehr, aber durch die Suppe und die Glaswaren konnte man sich leicht davon überzeugen, dass es täglich näher kam … dass das die russischen Armeen sein mussten … das kam besonders von Osten … sie nahmen Berlin wohl in die Zange … und es wäre sehr unwahrscheinlich, wenn sie nicht in Kürze bei uns nachsehen würden … uns als Aufklärung einen Panzer schickten … wenn man dauernd Bomben fallen hört, hält man sich schließlich für wichtig und Zornhof, den Weiler, die Kuhfladen und die Strohhütten für einen Treffpunkt von Armeen … das geht schnell bei dem Geschwätz … in Wirklichkeit war das Wichtigste für uns der englische Tabak und der Schrank … und die Freiheit, die ich mir herausnahm … immer feste, Lucky! Navy! Craven! … natürlich nicht für mich, sondern für die andern, jeden



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