No broken Beast by Nicole Snow

No broken Beast by Nicole Snow

Autor:Nicole Snow
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: MORE by Aufbau Digital
veröffentlicht: 2020-05-15T00:00:00+00:00


XV: Sackgasse (Clarissa)

Ich bekomme ihre Worte nicht aus dem Kopf.

Ihr werdet am Ende tot sein und die arme Deanna mit ins Grab nehmen.

Ich sitze zusammengesunken auf der Couch, meine Knie an die Brust gezogen, und kaue auf meinen Fingerknöcheln herum. Ich blicke zu Leo, ohne wirklich zu registrieren, dass er an meinem Laptop arbeitet und dass der Stick in einem der USB-Ausgänge steckt.

Das ist auch eine Sache, die ich nicht wusste über Leo.

Er ist verdammt gut mit Computern und versteht es, Daten zu knacken.

Offen gestanden gibt es, was Leo angeht, eine Menge Dinge, die ich nicht wusste. Warum?

Hat er mich angelogen, als ich mich das zweite Mal in ihn verliebte? Oder wollte er mich bloß schützen?

Ich möchte so gern glauben, dass ich den Mann liebte, der er wirklich war, und dass die Geheimnisse, die er verbarg, Dinge waren, die ich nicht wissen musste, irgendeine innere Dunkelheit, die er nicht enthüllen wollte, wann immer er bei mir war.

Aber jetzt weiß ich es einfach nicht.

Ich sollte momentan überhaupt nicht darüber nachdenken.

Ich sollte versuchen, darauf zu kommen, welche geheimen Botschaften Deanna hinterlassen haben könnte, die mich eventuell zu dem Passwort für die Daten führen.

Ihr Gesicht blitzt vor meinem geistigen Auge auf – nicht so, wie ich mich an sie erinnern möchte, sondern blutüberströmt, verletzt, verängstigt. Es bringt mich halb um, mein Herz krampft sich zusammen. Jedes Wort, das sie gesagt hat, wiederhole ich mental. Wenn sie irgendeinen Hinweis für mich darin versteckt hat, irgendeinen Satz, eine Bedeutung …

Ich bekomme die Verbindung einfach nicht hin.

»Du starrst mich so an«, murmelt Leo. Seine kräftigen Finger klappern über die Tastatur, seine Lippen bewegen sich unter dem Rand der Kapuze.

Ich zucke zusammen, blinzle und zwinge mich zu einem matten Grinsen. »Du spielst schon eine ganze Weile den Stalker in der Dunkelheit. Es ist ein bisschen seltsam, wenn ich dich an meinem Küchentisch sitzen sehe, weil du dich sonst in den Wäldern rumtreibst.«

Ein leises Lachen weht aus der Kapuze zu mir herüber. »Ich hab ein tragbares Solarladegerät in meinem Lager, aber das reicht nicht, um einen Laptop länger zu betreiben.«

Ich habe einen Frosch im Hals und muss husten.

Gott, ich würde es so gern sagen.

Ich würde ihm so gern sagen, dass ich verdammt froh bin, dass er hier ist, froh, dass er im Haus ist, froh, dass er diesen Platz in meinem Leben einnimmt, statt sich draußen zu verstecken, als ob er denkt, er wäre irgendein entstelltes Monster, das nur im Schatten leben darf.

Doch die Wörter vertrocknen auf meiner Zunge. Ich muss wegsehen.

»Du wirkst gestresst«, bemerke ich stattdessen. »Vielleicht ist mal eine Pause angesagt?«

»Pausen sind ein Luxus, den wir uns nicht leisten können. Was auf diesem Stick ist, ist unser einziges Druckmittel, unsere einzige verdammte Chance.«

»Was auf diesem Stick ist, könnte uns töten«, sage ich kaum hörbar. »Sobald wir es wissen, sind wir informiert … und ihnen den Stick im Gegenzug für Deanna zu geben, ändert nichts an diesem Mitwissen. So ist es nämlich, Leo.«

»Also willst du, dass ich aufhöre?«

»Nein.« Er darf nicht aufhören, nicht wenn für Deanna die Zeit abläuft.



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