Nicht jeder Fleck muss weg by Freddy Leck

Autor:Freddy Leck
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2014-01-20T23:00:00+00:00

Köln 2: Große Pläne

Große Pläne wachsen in großen Momenten.

Und in ebensolchen Städten. Wir sind in Paris, nur Lorenz und ich.

Es ist nicht das erste Mal. Aber dieses Mal ist alles anders.

Gestern Nacht sind wir erst spät losgekommen in Köln. Mein Drehtag war länger als geplant, aber wir haben uns doch entschieden, noch loszufahren. Irgendwo bei Liège habe ich in einer Umleitung völlig übermüdet die Orientierung verloren und bin einen Extra-Umweg gefahren. Das hat uns noch mal eine Stunde gekostet. Aber wir haben das alles weggelacht. Lorenz, mein reizender Copilot hat mich den ganzen Trip mit Kaffee, Häppchen und Gesprächsstoff versorgt, bei nieselndem Regen sind wir über die Vorstädte Saint Denis und Saint Ouen in die nächtliche Seine-Metropole gerollt und haben uns das erstbeste Hotel am Boulevard de la Chapelle genommen. Unsere Unterkunft, das Hotel »Résidence des Bruxelles«, ist nicht gerade eine Perle unter den Herbergen dieser glitzernden Stadt. Aber dieses Mal sind mir die Farbe der Vorhänge, das Frühstück, die Ausstattung und der Preis vollkommen schnuppe. Denn dieses Mal muss ich nichts inszenieren, nichts beweisen, ich muss diesen Mann nicht verführen wie beim ersten Mal – um dann so kläglich zu scheitern wie damals: Lorenz hatte in der Stadt der Liebe zwei volle Tage und Nächte mit Magenkrämpfen das Bett gehütet. Und ich war sein Krankenpfleger. Und der unglücklichste Liebhaber aller Zeiten. Doch diesmal ist alles gut. Denn seit Silvester sind wir ein Paar, ein Liebespaar. Endlich.

Das war nicht einfach. Monate ging es auf und ab, zwischen Glück und Verzweiflung bin ich hin und her geschossen wie eine Flipperkugel. Ich buhlte, warb, flirtete. Und wurde dafür mal umarmt, mal ignoriert. Würde mir Lorenz, der ja bis dato keinen Mann in sein Bett gelassen hatte, irgendwann einmal eine Chance geben? Es gab Zeichen der Hoffnung. Aber dazwischen lagen immer wieder Wochen des Schweigens vonseiten meines Prinzen. In denen ich litt wie ein Hund. Und doch nicht von ihm lassen konnte. Der schlimmste Moment von allen war aber der, als ich Erik gegenübertreten musste, nach fünfzehn erfüllten Jahren. Um ihm zu sagen, dass ich einen anderen liebe. Kann man so etwas erklären? Wohl kaum. Selbst meinen Vater habe ich mit dieser Botschaft zum Heulen gebracht.

Aber das ist alles überstanden. Und heute, an diesem sonnigen Januarsamstag, lassen wir es uns einfach nur gut gehen. Hier in dieser magischen Stadt, da, wo die Leichtigkeit regiert, die Eleganz, die lässige Lebensfreude und der Luxus.

Ich lasse mich mit Lorenz treiben durch die Avenues, Gässchen, über die Prachtboulevards, wir taumeln durch Cafés, Restaurants und vor allem: durch die endlosen Geschäfte. Mal sind es kleine versteckte Boutiquen, dann landen wir im »Lafayette«, später plündern wir die Wühltische im Ramschladen »Tati«.

Wir finden, probieren und kaufen, ohne Hemmung. In der Rue de Milan probiert Lorenz in einer winzigen Edelboutique eine graue Lederjacke an; es ist ein Einzelstück in weichstem Nappa und das feine Stück ist wie für ihn gemacht. Er sieht blendend damit aus, einfach todschick. Ich bestehe darauf, dass er sie nimmt. Als ich sie bezahlen will – wie alles an diesem Wochenende –, wirft er einen Blick auf das Preisschild – und ist entsetzt.

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