Nicht Totzukriegen by Claus Vaske

Nicht Totzukriegen by Claus Vaske

Autor:Claus Vaske [Vaske, Claus]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3596189802
Herausgeber: Fischer
veröffentlicht: 2011-07-06T22:00:00+00:00


36

Björn und ich gehen heute Abend aus. Gemeinsam, öffentlich und, wenn man von unserem Kennenlern-Date absieht, zum ersten Mal! Wir nennen es »Operation Public Viewing«, und so ein Unternehmen will generalstabsmäßig vorbereitet sein. Das Restaurant, das ich ausgewählt habe, liegt am anderen Ende der Stadt, außerhalb meines üblichen Aktionsradius. Falls wir trotzdem auf Bekannte treffen und uns jemand ansprechen sollte, ist er ein Grafiker, den ich für unser nächstes Projekt engagieren möchte. Händchenhalten ist erst erlaubt, wenn wir vor Ort gecheckt haben, ob die Luft auch rein ist; der Austausch weiterer Zärtlichkeiten hat vorerst zu unterbleiben. Anders gesagt: Ich habe eine Höllenangst, erwischt zu werden!

Björn muss ganz schön schlucken, als er die Speisekarte liest.

»Das ist teuer!«

»Du bist eingeladen.«

»Echt?«

Herrje, mir war vorher klar, dass die Preise sein Budget sprengen würden, aber ich möchte diesen Abend mit ihm genießen und nicht über Geld nachdenken, und damit er erst gar nicht auf die Idee kommt, sich aus falscher Bescheidenheit zurückhalten zu müssen, ermuntere ich ihn: »Was nimmst du als Vorspeise?

»Darf ich?«, fragt er schüchtern.

»Nein, wir knabbern hier nur ein paar Salatblättchen und gehen dann zur nächsten Pommesbude. Wie wäre es mit den Ziegenkäsekörbchen auf karamellisierten Apfelspalten?«

Björn reibt sich nachdenklich am Kinn, wahrscheinlich rechnet er gerade um, wie oft er für das Geld in der Mensa essen könnte. Ich kann nur hoffen, dass er sich auf dem Preisniveau hier schnell akklimatisiert, sonst wird das ein frustrierender Abend.

Er wählt dann die Riesengarnelen an Quittenmousse, als Hauptspeise die Rindermedaillons mit Süßkartoffelschnee, und Dessert – überlegen wir noch. Holla! Da hat er sich aber in Windeseile in schwindelerregende Preisregionen hochgeschraubt. Höhenangst ist nicht sein Problem.

Eine Flasche Wein später geht es uns exzellent, händchenhaltend überlegen wir, wohin wir denn nun auswandern könnten, wir wollen mehr als nur ein paar Tage Pisa. Entweder drehen wir Werbefilme in der Karibik, oder wir eröffnen eine Straußenfarm in Australien. Nicht ganz zu Unrecht merkt Björn an, dass Strauße ursprünglich in Afrika zu Hause sind, aber das ist mir egal: Dann werden die Viecher eben exportiert, man muss neue Wege gehen. Ich fürchte, ich kicher ziemlich albern, und als wir auf der Straße sind, umarmt Björn mich, und wir knutschen wild rum.

Was für ein wunderbarer Abend. Ich möchte feiern. Taxi!

Die Kellerbar, in der wir landen, sieht von außen gammelig aus, aber drinnen ist sie echt gemütlich. Ein bisschen verrucht, ein bisschen schummrig, im Disco-Style der siebziger Jahre, wir versinken in loungigen Sofas. Nachdem wir zu Frozen Margaritas gewechselt sind, überlege ich, ob ich bei Björn übernachte, für Tom wird mir schon irgendeine Ausrede einfallen, und als mein Lover mir den Cuba Libre bringt, gestehe ich ihm, dass er der süßeste Kerl ist, dem ich je begegnet bin, ich für seinen Knackarsch sterben würde und so weiter, Skål, auf uns zwei! Wir küssen uns, meine Hand wandert langsam seinen Oberschenkel hoch, und in dem Moment sehe ich Tom.

Er muss gerade erst hereingekommen sein, mit Yvonne im Schlepptau, wahrscheinlich, um ihr Frozen Margaritas zu spendieren, ihr ins Ohr zu hauchen, dass sie das süßeste Mädel



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