Nibelungen 05 - Das Runenschwert by Kastner Jörg

Nibelungen 05 - Das Runenschwert by Kastner Jörg

Autor:Kastner, Jörg [Kastner, Jörg]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: ECON Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2013-04-30T04:00:00+00:00


Das Jagdlager konnte nicht mehr weit sein, als dumpfer Hufschlag, der nicht von Graufell stammte, auf dem weichen Waldboden erklang. Aus der Düsternis löste sich ein großer Schatten. Zwischen hohen Tannen hielt der Fremde an.

Siegfried zügelte sein Tier und zog den Dolch aus der Scheide. Jetzt vermißte er den Spieß, der irgendwo auf dem Grund des Höhlensees lag. Wäre Amke nicht bei ihm gewesen, hätte er sich nicht so große Sorgen gemacht. Solange sie hinter ihm saß, würde er sich nur schwer verteidigen können.

Leise raunte er ihr zu: »Wenn ich dir ein Zeichen gebe, springst du vom Pferd!«

»Was flüstert Ihr?« erscholl eine fremde Stimme. »Nennt lieber Euren Namen!«

»Nennt Euren zuerst, Fremder!« erwiderte Siegfried mit ebenso lauter, herrischer Stimme.

»Das ist Harko!« rief Amke.

»Amke?« fragte der Schattenreiter.

Er setzte sein Pferd in Bewegung. Es war ein kräftiger, starkknochiger Mausfalbe. In dem wuchtigen, schwarzledernen Sattel saß Prinz Harko im vollen Jagdgewand, an der Hüfte ein Schwert, den Schild an den Sattel gehängt und einen Spieß in der Rechten.

»Endlich habe ich dich gefunden, Amke! Wir haben uns große Sorgen um dich gemacht, als dein Pferd ohne dich ins Lager zurückgekehrt ist.«

»Goldflimmer?« rief Amke erfreut aus.

»Das Tier war völlig verängstigt und zerschunden. Seitdem suchen wir dich überall.«

»Ich war bei Siegfried.«

»Das sehe ich«, stieß der Friesenprinz mißmutig hervor. »Aber es bereitet meinen Augen keine Freude. Es schickt sich nicht für die Prinzessin von Friesland, sich allein mit einem Jungen im Wald herumzutreiben!«

»Wir haben uns nicht herumgetrieben!« rief Amke wütend.

»Wieso seht ihr so mitgenommen aus?«

»Siegfried… er hat mich vor einem Bären gerettet. Wäre Siegfried nicht gekommen, hätte der Bär mich getötet!«

»Wo ist denn dieser gefährliche Bär? Habt Ihr Eure Beute nicht mitgebracht, edler Siegfried?«

»Ich pflege lebende Bären nicht an der Leine spazierenzuführen. Hätte ich gewußt, daß ich auf Euch treffe, Prinz Harko, hätte ich es gewiß getan.«

»Wieso lebt der Bär noch, wenn Ihr gegen ihn gekämpft habt?« fragte Harko.

»Weil er vor mir geflohen ist«, erklärte Siegfried.

Harko stieß ein lautes, abgehacktes Lachen aus. »Mir scheint, der einzige Bär, mit dem wir es hier zu tun haben, ist der, den Ihr und meine Schwester mir aufbinden wollt!«

Siegfried konnte kaum noch an sich halten. Bisher hatte er alles geschluckt: Harkos überheblichen Tonfall und die unterschwelligen Unterstellungen, aber Amke und ihn offen als Lügner hinzustellen, das ging gegen seine Ehre.

»Wäre Eure Schwester nicht bei mir, würde ich Euch ganz etwas anderes aufbinden, Friese!«

Das aufgesetzte Lachen verschwand schlagartig aus Harkos Gesicht. Er stieß den Speer mit der Spitze ins Erdreich und stieg aus dem Sattel. »Nur zu, laßt Euch durch Amke nicht stören, Niederländer!«

Noch bevor Amke ihn zurückhalten konnte, war auch Siegfried vom Pferd gestiegen.

»Ich sehe, daß Ihr noch kein Schwert tragt, also wollen wir ganz ohne Waffen kämpfen!« Harko legte sein Wehrgehänge ab.

Auch Siegfried nahm den Dolch aus der Scheide und rammte die Klinge in den Boden. Bevor er sich aufgerichtet hatte, war Harko schon heran und riß ihn um. Erst als Siegfried stürzte, vernahm er Amkes warnenden Ruf. Sie warnte ihn, nicht ihren Bruder!

Siegfried schleuderte Harko über sich hinweg und sprang auf die Füße.



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