Neun Tage und ein Jahr by Jenkins Reid Taylor

Neun Tage und ein Jahr by Jenkins Reid Taylor

Autor:Jenkins Reid, Taylor
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-31T04:00:00+00:00


Februar

Ben rief mich aus dem Auto an, um mir zu sagen, dass er sich verspäten würde. Er stand im Stau.

»Ich stecke auf der 405 fest. Hier geht nichts vorwärts, und mir ist langweilig«, sagte er. Ich hatte mich mit Ana zum Mittagessen getroffen und kam gerade nach Hause.

»O nein!« Ich öffnete die Haustür und legte meine Sachen auf den Tisch. »Wie lange brauchst du noch?«

»Bei dem Verkehr kann ich das überhaupt nicht einschätzen. Das nervt, ich will dich sehen.«

Ich setzte mich aufs Sofa und streifte meine Schuhe ab. »Ich will dich auch sehen! Ich habe dich den ganzen Morgen über vermisst.« Ben hatte die Nacht bei mir verbracht und war frühmorgens aufgebrochen, um nach Orange County zu fahren. Er wollte seiner Mutter von uns erzählen und hielt es für besser, das persönlich zu tun.

»Und? Wie ist es gelaufen?«, fragte ich.

»Wir sind zusammen frühstücken gegangen. Sie hat mich eine Menge gefragt. Ich wollte mich erkundigen, wie es ihr geht, aber sie hat das Gespräch immer wieder auf mich gelenkt, und es … Es ergab sich einfach keine Gelegenheit, es ihr zu sagen. Ich habe es ihr nicht erzählt.«

Er sagte nicht »es tut mir leid«, aber ich hörte es seiner Stimme an. Zum ersten Mal war ich enttäuscht von ihm. Ob er mir das ebenfalls anhörte?

»Okay, da kann man nichts machen«, sagte ich. »Stehst du noch im Stau? Was schätzt du denn, wann du ungefähr zu Hause, äh, hier bist? Was schätzt du, wann du hier sein wirst?« Dieser Fehler unterlief mir immer häufiger. Ich bezeichnete mein Zuhause als sein Zuhause. Er verbrachte so viel Zeit bei mir, dass es mir vorkam, als würde er hier wohnen. Aber wenn man sechsundzwanzig und verliebt war, zahlte man eben für eine Wohnung Miete und hielt sich in einer anderen auf. Zusammenzuziehen war etwas ganz anderes. Dadurch, dass mir immer wieder dieser Fehler unterlief, legte ich die Karten recht früh auf den Tisch.

»Das passiert dir immer wieder!«, neckte er mich.

»Okay, okay, tut mir leid. Vergiss es.«

»Der Verkehr lichtet sich, ich müsste also in ungefähr einer halben Stunde da sein. Und ich glaube, ich werde in ungefähr vier Monaten bei dir einziehen. Ein Jahr danach werden wir uns verloben, und ein weiteres Jahr später werden wir heiraten. Ich finde, wir sollten erst etwas Zeit zu zweit genießen, bevor wir Kinder bekommen, findest du nicht? Deshalb bekommen wir das erste Kind vielleicht mit dreißig. Das zweite mit drei- oder vierunddreißig. Ich hätte auch nichts gegen ein drittes Kind, solange wir uns das leisten können. Mit Blick auf deine biologische Uhr sollten wir das dritte allerdings bekommen, bevor wir achtunddreißig oder so sind. Wenn wir fünfundfünfzig sind, werden die Kinder ausziehen und aufs College gehen. Mit fünfundsechzig sind sie erwachsen, und wir können in Rente gehen. Dann reisen wir ein paarmal um die Welt. Ich meine, Sechzig ist das neue Vierzig, weißt du? Dann sind wir noch immer frisch und munter. Von der Weltreise kehren wir mit siebzig zurück, sodass uns noch zehn oder zwanzig Jahre mit unseren Enkelkindern bleiben.



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