Nebenfolgen in der Geschichte by Benjamin Steiner

Autor:Benjamin Steiner [Steiner, Benjamin]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: De Gruyter Oldenbourg (OWV_DGO)
veröffentlicht: 2014-11-18T00:00:00+00:00

Krisen und Reformen

Nebenfolgen und Nebenfolgenbewusstsein in der Athener Demokratie

Althistorikern ist das Phänomen der Nebenfolge in der Geschichte nicht unbekannt. Die Antike ist geradezu ein Modellfall einer Zeit, in der politisches Handeln von unbeabsichtigten Nebenfolgen begleitet war. Das Forschungsfeld der Athener Demokratie im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. umfasst eine Entstehungsepoche des politischen Denkens und der politischen Praxis, auf die sich bis in unsere Zeit die europäische und ab dem 17. Jahrhundert auch die transatlantische Welt (z.B. in Amerika oder Haiti) berufen konnte. Warum erscheint nun gerade in diesem weit zurückliegenden Zeitraum das politische Denken mit unbeabsichtigten Nebenfolgen, so wie wir es bisher nur bei Historikern der Neuzeit betrachtet haben, so präsent? Liegt es etwa daran, dass Vieles aufgrund des Mangels an antiken Quellen lückenhaft und daher nicht als bewusstes und geplantes Handeln der historischen Akteure erscheint? Auch wenn dieses forschungspraktische Problem Anlass zu höherer Spekulationsbereitschaft sein kann, so ist doch ein bedeutenderer Grund für diese Aufmerksamkeit zu nennen: Das Thema der Entstehungsgeschichte des politischen Denkens, das Aufkommens komplexer und partizipatorisch organisierter Gemeinschaften wie der griechischen Polis, nimmt seit langem eine hervorgehobene Stellung innerhalb der Historiographie der Antike ein. Das Interesse an der politischen Geschichte Athens ist auch daher so groß, da hier mit der Staatsform der Demokratie Präzedenz geschaffen wurde, die wie kaum ein anderes historisches Ereignis überaus facettenreiche Folgewirkungen in der Neuzeit hatte. In all diesen Prozessen spielen unbeabsichtigte Nebenfolgen eine herausragende Rolle, die im Folgenden genauer betrachtet werden soll.

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