Natchez Burning by Iles Greg

Natchez Burning by Iles Greg

Autor:Iles, Greg [Iles, Greg]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau Digital
veröffentlicht: 2015-02-14T05:00:00+00:00


KAPITEL 39

»Der Bezirksstaatsanwalt erwartet Sie schon, Herr Bürgermeister«, sagt Shad Johnsons Assistent. »Gehen Sie nur rein.«

Als ich die Tür aufmache, bleibe ich wie angewurzelt stehen. Wie erwartet, sitzt Shad hinter seinem riesigen Schreibtisch, aber ich hatte nicht damit gerechnet, Sheriff Billy Byrd zu sehen, der seine massige Gestalt links von Shad auf einen Stuhl gequetscht hat und mich mit einem fiesen Grinsen betrachtet.

»Kommen Sie rein, Herr Bürgermeister«, sagt Shad mit scheinbarem Respekt. »Machen Sie die Tür zu.«

Shad winkt mich zu dem Stuhl vor seinem Schreibtisch, aber ich setze mich nicht hin. Stattdessen trete ich vor und packe die Rückenlehne des Stuhls, mache mich auf das gefasst, was diese beiden miteinander ausgeheckt haben. Sie sind die unwahrscheinlichsten Verbündeten, die ich je gesehen habe – ein in Harvard ausgebildeter liberaler schwarzer Rechtsanwalt und ein Redneck-Sheriff, der mit Ach und Krach seinen Highschool-Abschluss geschafft hat –, und doch haben sie schon vorher unter einer Decke gesteckt, und das sollte mich also nicht überraschen.

»Was geht hier vor, Jungs?«

»Hier geht gar nichts vor«, antwortet Shad. »Gratuliere, dass Ihr Vater auf Kaution freigekommen ist. Er hat offensichtlich in der Gemeinde viele Unterstützer.«

Sheriff Byrd grunzt, seine Augen sind unter der Krempe seines Stetsons kaum zu sehen.

»Nach seiner ersten Anhörung«, sage ich und ignoriere Byrd demonstrativ, »haben Sie mir erzählt, es gebe ein paar Dinge, die ich nicht weiß. Sie meinten, wir wollten die Angelegenheit klären. Dann sind Sie sofort zum Großen Geschworenengericht gerannt und haben sich die Anklage bestätigen lassen. Haben Sie mit Joe Elder irgendwie vereinbart, dass er Dads Freilassung auf Kaution widerruft?«

Shad und Billy werfen einander einen raschen Blick zu. »Richter Elder handelt den Fall nicht nur im Augenblick ab. Ich kann Ihnen im Vertrauen mitteilen, dass er darüber nachdenkt, auch für die gesamte Prozessdauer auf der Richterbank zu bleiben.«

Eine Welle der Übelkeit ergreift meine Eingeweide. Shad hätte Elder nicht gebeten, für die gesamte Prozessdauer zu bleiben, wenn er nicht sicher wäre, dass der Richter irgendwie voreingenommen ist.

»Schauen Sie nicht so ängstlich drein, Penn. Joe Elder ist der unparteiischste Richter, den wir seit Jahrzehnten hier im Bezirk haben. Er ist hart, aber fair. Natürlich bekommt Ihr Vater keinen Freifahrschein, doch das sollte er ja auch nicht. Das sollte niemand.«

»Wird Elder Dads Freilassung auf Kaution widerrufen?«, frage ich mit kaum noch beherrschter Stimme.

Shad schnieft und schaut zu einem Fenster hinüber. »Das ist ohne Anhörung des Angeklagten unwahrscheinlich. Aber ich erwarte die Vorladung dazu am Montag, wenn der Richter wieder zur Arbeit kommt. Jetzt wollen wir uns dringenderen Angelegenheiten zuwenden …«

»Was haben Sie dem Großen Geschworenengericht gesagt?«, will ich wissen. »Haben Sie Lincoln Turners Behauptungen über die Vaterschaft wiederholt? Denn wenn das der Fall ist und es herauskommt, werden Sie sich bald …«

»Aber jetzt mal halt, Herr Bürgermeister.« Shad schaut schon wieder zu Byrd. »Was habe ich Ihnen gesagt? Er kann keine drei Sätze sprechen, ohne mir zu drohen.«

»Sie können nicht behaupten, dass Sie es nicht darauf angelegt haben.«

Der Bezirksstaatsanwalt schüttelt mit vorgeblicher Nachsicht den Kopf. »Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie täuschen sich in mir. Aber das lasse ich lieber den Sheriff erklären.



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