Nachttod: Kriminalroman by Johanna Mo

Nachttod: Kriminalroman by Johanna Mo

Autor:Johanna Mo
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783453425804
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2021-06-30T22:00:00+00:00


32

Der Tonklumpen ähnelte einem dicken Kerl, der nicht tanzen konnte. Trotzdem fuhr er Runde um Runde auf der Scheibe, als würde ihm die Welt gehören.

Rebecka nahm den Fuß vom Pedal, und die Scheibe mit dem Klumpen kam zum Stillstand.

Vorhin hatte sich die Frau aus Norra Möckleby gemeldet, die eine Obstschale bei ihr in Auftrag gegeben hatte. Sie hatte gesagt, sie brauche sie nicht länger. Joel hatte sie mit keinem Wort erwähnt, aber Rebecka wusste, dass dies der Grund war: Man rechnete einfach nicht damit, dass sie noch arbeiten konnte, nachdem ihr Sohn gestorben war. Und das stimmte ja auch. Sie brachte gerade nur Mist zustande. Alles war schief und krumm. Nach dem Telefonat hatte sie die angefangene Schale an die Wand geworfen. Die Frau war so fröhlich gewesen, als sie sie bestellt hatte. Ihre Enkelin sollte sie zur Hochzeit bekommen.

Bei der Abbestellung klang sie eigentlich nur nervös.

Rebecka drückte auf dem Tonklumpen herum. Eigentlich sollte er eine Teetasse werden. Sie hatte entschieden, einfach damit aufzustocken. Draußen hing ein Schild, dass hier Keramik verkauft würde, und es kamen sowohl Insulaner als auch Touristen. Tassen liefen am besten, dicht gefolgt von Dessertschüsseln und kleinen Krügen. Obstschalen gingen auch ganz okay.

Du brauchst eine richtige Webseite, Mama.

Das hatte Joel zuletzt vor wenigen Wochen gesagt, und er hatte sich sogar angeboten, die aufzubauen. Hatte behauptet, dass das mit einer Vorlage gar nicht so kompliziert war. Dafür hatte er das Wort template benutzt und ihr erklärt, was genau das hieß, weil sie ihn nicht sofort verstanden hatte.

Ihr lieber, fantastischer Joel. Rebecka packte den Klumpen und schleuderte ihn davon. Er schlug dumpf gegen die Wand und landete dann wenige Zentimeter von den Überresten der Obstschale entfernt auf dem Boden.

Molly war auch heute wieder bei Sonja; sie hatten entschieden, sie erst einmal nicht zur Schule zu schicken. Die Vorstellung, dass Molly so dem Gerede über Joel entging, war beruhigend, aber sie konnten sie ja trotzdem nicht ewig zu Hause behalten. Sonja hatte ihr erzählt, was Fanny mit Molly gemacht hatte, und Rebecka wäre liebend gern zu ihr gefahren, um ihr eine zu knallen. Eine Antwort aus ihr herauszukriegen. Hatte Fanny auch Joel was angetan? Ihn vielleicht sogar getötet? Sonja hatte gesagt, es gebe nichts, was darauf hindeutete, und dass sie die Polizei ihre Arbeit machen lassen sollten.

Eigentlich sollte Rebecka sich um Molly kümmern. Es war ganz schön armselig, dass sie das nicht schaffte. Aber gerade erinnerte Molly einfach zu sehr daran, dass etwas fehlte. Außerdem bekam Rebecka mit, wie Petri ihre Tochter ansah. Wie dankbar er darüber war, dass sie noch lebte. Das war Rebecka natürlich auch, aber sie wollte, dass beide ihre Kinder leben durften.

Joels und Petris Verhältnis war ganz okay gewesen, aber den Vater hatte Petri ihm nie ganz ersetzen können. Das hatte sie erst begriffen, als Molly zur Welt gekommen war. Joel war er immer mit eher steifem Wohlwollen begegnet, Molly hingegen mit von Herzen kommender Wärme. Rebecka hatte ihn einmal darauf angesprochen. Obwohl er ihre Beobachtung nicht hatte bestätigen wollen, gab er sich danach Mühe, keinen so großen Unterschied zu machen.



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