Nachruf auf Amerika by Klaus Brinkbäumer
Autor:Klaus Brinkbäumer [Brinkbäumer, Klaus]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104902265
Herausgeber: FISCHER E-Books
Trumpland, III.
Donald Trump ist ein Rassist und ein Hetzer. Wer ihn als alten, etwas unsortierten, eben unpolierten Mann bezeichnet, der ja gerade kein glatter Politiker sei, verniedlicht ihn. »Wie eigentlich kann man jemanden unterschätzen, der mit seinen Methoden Multimilliardär und Präsident wurde. Viele Menschen und viele linke oder mittige Medien, die immer von Trumps vermeintlichen Fehlern reden, verstehen noch immer nicht, dass Trump den Wahlkampf gewonnen hat und was das bedeutet. Wer seine message auf eine solche Weise durchbringt, kann nicht ständig Fehler machen«, so sagt es die deutsche Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Wehling, die von Berkeley aus Trump beobachtet. »Trump setzt gezielt Marketingtechniken ein wie die Wiederholung von Begriffen wie jobs, jobs, jobs oder so sad, so sad. Trump testet Ideen auf Twitter, dann wiederholt und wiederholt und wiederholt er sie so oft, bis sie gelernt sind. Er weiß genau, was er tut, er hat Erfolg.« Viele Amerikaner verstünden die Welt aggressiv, so Wehling, als Dichotomie von Gut und Böse, Trump spreche für ebendiese Leute.
Die Norddeutsche Wehling ist früh wach, dort drüben in Kalifornien, wir diskutieren via Skype. Trump, das sagt Elisabeth Wehling, sei »diskursiv gebunden an seine Ideologie, seine policy«, und »in all seinen Sprachmomenten bleibt er sich und seinen eigenen framings treu«. Die Ideologie, die Wehling meint, ist die »Idee einer absoluten Autorität, in Gestalt seiner Person in den USA und in Gestalt der USA in der Welt«. Trump sehe keinen kollektiven Schutz in kollektiven Organisationen mehr, »er schubst andere buchstäblich zur Seite, brüllt sie nieder, es geht um America First und die Führungsrolle als Wert an sich«.
Diese egozentrische Weltsicht lässt sich, wenn man konservative republikanische Perspektiven einnimmt, positiv aufladen: Jeder kümmert sich um sich selbst und fördert ebendadurch das Wohl aller – weil sich ja eben kein anderer um mich kümmern muss. So dachte einst Adam Smith. Wehling stellt diese autoritäre Ideologie einer progressiv-mitfühlenden gegenüber – diese Auseinandersetzung zweier Geisteshaltungen sei der zentrale Konflikt vieler Gesellschaften.
»Und in seiner Weltsicht ist Trump authentisch«, sagt Wehling nun. Er wolle heuern und feuern und maximale Loyalität einfordern dürfen, ohne selbst loyal sein zu müssen – und all das halte er für legitim. Und darum legt Trump ganz selbstverständlich fest, wie sich Treue gegenüber Amerika zu äußern habe: durch Strammstehen vor der Flagge. Wenn nun schwarze Footballspieler knien, dann weist Trump sie zurecht, verlangt ihre Entlassung, verlangt, dass die Zuschauer ausschalten – letztlich verlangt der weiße Präsident die Unterwerfung schwarzer Athleten. Der Präsident verweist die Athleten an ihren Platz und glaubt, das stehe ihm zu.
Als Stephen Curry, 2017 der beste Basketballer der Welt und der Anführer des Meisters Golden State Warriors aus Oakland, Kalifornien, sagte, er wisse noch nicht, ob er die traditionelle Ehrung im Weißen Haus wirklich mitmachen wolle, twitterte Trump: »Einladung zurückgezogen.« »Bum«, Penner, rief LeBron James seinem Präsidenten Trump daraufhin zu; »kein Individuum, egal wie mächtig, egal wie einflussreich«, dürfe Sport dazu benutzen, die Gesellschaft zu teilen. Doch exakt das passierte, denn natürlich gaben viele, viele weiße Fans Trump recht.
»Über solche Randdebatten lässt Trump Menschen aufhorchen, die am Rande politischer Debatten stehen, und damit macht er sich selbst relevant«, so Wehling.
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