Mythor - 157 - Exodus der Drachen by Hoffmann Horst

Mythor - 157 - Exodus der Drachen by Hoffmann Horst

Autor:Hoffmann, Horst
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-05-19T04:00:00+00:00


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Als Gerrek, auf Aghad reitend, die Spitze der achttausend Drachen wieder erreichte, hatte sich dort einiges verändert. Von einer »Spitze« der Riesenschar konnte nicht mehr die Rede sein. Die unzähligen Luftwesen hatten sich mittlerweile fast völlig um Volensor verteilt. Viele wurden bis aufs Meer hinausgedrängt, und Gerrek hatte das Gefühl, daß sie wahrhaftig noch mehr geworden seien. Jetzt stand es für ihn fest: Jeder Drache, ganz gleich, wo er gelebt und ob irgendein Reiter versucht hatte, ihn zurückzuhalten, war hierher zum Vogelparadies gekommen. Auch der letzte hatte gehört, gewittert oder gefühlt, daß hier die Weichen für eine neue Zukunft gestellt wurden. Daß sie an diesem Tag und an diesem Ort einen neuen Führer bekommen und ihm folgen würden.

Sollte der Sieger am Ende Zathorea heißen, dachte Gerrek, so wird diese Streitmacht unter seinem Befehl die Menschen vom Eiland hinwegfegen wie lästiges Ungeziefer.

Er hatte es in der Hand, das noch zu verhindern. Er und Aghad.

»Ruhig, mein Kleiner«, sprach er zum Weißen Drachen, der von seinen Beschützern wie Phylago angemalt worden war, rot mit gelbem Kamm. Bis zuletzt wollte er wenigstens versuchen, Kaithos zu täuschen. Auch wenn Größe und Gestalt nicht übereinstimmten, aus der Ferne mochte es aussehen, als sei Mu auf Phylago zurückgekehrt.

Einzig Kaithos’ Geschwader aus Drachen des Bösen und die Gruppe, die sich um Urgot zusammengefunden hatte, waren noch straffe Verbände über dem Rand von Volensor. Kaithos schickte jetzt immer mehr Drachen in die Vogelglocke hinunter, von denen keiner zurückkam.

»Er opfert sie, Aghad«, sagte Gerrek. »Siehst du, was deine Brüder und Schwestern ihm und Zathorea bedeuten? Ihr Leben gilt ihnen nichts.«

»Aber warum?« fragte Aghad leise zurück. Kaum war seine Stimme über dem Vogelgekreische zu hören. Jetzt griffen auch die großen Greife in die Kämpfe ein und fingen viele von Kaithos’ Drachen ab, bevor sie die Scharen der kleineren Gefiederten erreichten und dort starben. »Weshalb opfert er sie, Mu?«

Gerrek biß sich auf die Unterlippe.

»Um die Vögel von Corro abzulenken. Du weißt, wer Corro ist, und auch von Pacol habe ich dir erzählt. Erinnerst du dich?«

»Ja, Mu. Es war, nachdem einer der Kundschafter von dem erfahren konnte, was in Burg Greiffong geschehen war.«

Gerrek nickte grimmig.

»Und das ist ein weiterer Grund für uns, keine Zeit mehr zu verlieren.« Er strich mit der linken Hand über Aghads viel zu dünnen Hals. »Bist du bereit? Du weißt, daß wir sterben können, wenn ich dich in das Herz von Volensor zu bringen versuche. Aber…«

»Sprich nicht weiter, Mu, bitte«, unterbrach ihn der Weiße Drache klagend. »Ja, ich weiß es, doch ich weiß auch, daß ich nicht länger vor Zathorea fliehen könnte. Entweder werde ich durch die Vögel sterben oder durch ihn. Ich habe nichts zu verlieren, Mu.«

»Aber alles zu gewinnen.«

»Ja, Mu. Und ich werde mein Versprechen halten und die Luftwesen in ein neues Land führen.«

Ohne Gerreks Aufforderung setzte sich Aghad in Bewegung und flog in die Gruppe hinein, die mit Urgot darauf wartete, das unmöglich Erscheinende zu versuchen. Gerrek sah die Gesichter der Drachenbändiger hinter den geschlossenen Gitterhelmen kaum. Sie winkten ihm zu, als er an ihnen vorbeikam.



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