Myrddin by Jonathan Saunders

Autor:Jonathan Saunders [Saunders, Jonathan]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: novum publishing gmbh
veröffentlicht: 2013-08-20T22:00:00+00:00

XXIII

Allen Einwänden zum Trotz machte Myrddin ihnen begreiflich, daß es eine glückliche Fügung gewesen sei, daß Brian von ihrem Eigentumsrecht am Schiff ihres Onkels Gebrauch gemacht hätte, und daß es intuitive Handlungsweisen bei Menschen gäbe, die sie anschließend nicht mehr erklären könnten, die deshalb aber nicht falsch wären. Tralee konnte er überzeugen, das Brian intuitiv gehandelt haben mußte, bevor sie die Schlagzeilen in den Zeitungen las, die Brian von ihrem Taschengeld gekauft hatte und die nun vor ihr lagen. Da stand:

OLD JERRY ERMORDET. TÄTER FLÜCHTIG

BELOHNUNG AUF DIE MÖRDER PALLUCKS AUSGESETZT

TOD EINER LEGENDE

… und die Gerüchteküche war angerührt. Man glaubte, dass Myrddin ein alter Kriegskamerad von Palluck sein könnte, oder ein entfernter Verwandter vierten Grades, oder ein ehemaliger Ganove, der sein Unwesen schon auf den Orkneys getrieben haben sollte, und schloß kategorisch aus, daß der Mörder Pallucks von den Shetlands kommen könnte. Die Rolle, die man Tralee in den Zeitungen zumaß, war die der Maitresse, des gealterten Vamp, der habgierigen Erbschleicherin, der kaltblütigen, giftmischenden Komplizin des Mörders von Palluck. Die Befunde der Polizeiberichte sollten eindeutig auf einen fremdverschuldeten Tod hindeuten, da zwar Salzwasser in den Lungen Pallucks festgestellt worden war, aber gleichzeitig seine Schädeldecke zertrümmert worden sei. Und in allen Zeitungen wurde die Hymne auf das Original aus der Irene Bay gesungen, auf den liebevollen, anständigen, harmlosen Mitbürger, der einem gemeinen Raubmord zum Opfer gefallen war, die Hymne auf ein verstorbenes Mitglied ihrer Gesellschaft, das sie jedoch zu Lebzeiten gemieden hatten, wie sie die Beulenpest meiden würden, und Myrddin mußte ob er Spekulationen und Behauptungen nur laut lachen. Tralee und er sollen also Palluck umgebracht haben. Und die Zeitungen scheuten sich nicht, diese Lügen zu verbreiten. Darüber konnte er nur lachen, während Tralee empört und aufgeregt war.

„William, hör dir das einmal an …: Die ebenfalls flüchtige Leslie T., die unter dringendem Tatverdacht steht, hat sich nach Aussagen von Faith Bishop, der Cousine des Ermordeten, mehrere Male über finanzielle Nöte geäußert, die durch ihre Lebensführung entstanden sein sollen. Weiterhin will Faith Bishop wissen, daß sich die Verdächtige laut Aussagen ihr gegenüber nur frühpensionieren ließ, um ihren ruchlosen Mordplan in die Tat umzusetzen …“, las Tralee aufgebracht vor. „Das hat dieses Ekel über mich gesagt. Und das steht in der Zeitung. Kannst du dir das vorstellen?“ Tralee schlug wütend mit der Hand auf den Kartentisch der Brücke, in der sie standen und die Zeitungen durchblätterte, die Brian ihnen mitgebracht hatte.

Das Fischerboot von Rhys, auf dem sie sich befanden, trug den verheißungsvollen Namen SOUNDLOVE, und die Brücke war der Steuer- und Kontrollraum des 250-BRT-Fischkutters. Der Raum war kaum drei Meter breit und nur etwas weniger lang, würde man nicht die Außennok zur Breite dazuzählen. Außer dem Kartentisch gab es ein nostalgisches Holzruderrad, mehrere Armaturen für den Maschinenzustand, zwei Kompasse, ein Funkgerät und eine kleine Bibliothek der Seemannschaft. Aus dem Maschinenraum, der einen Zugang von der Brücke besaß, roch es streng nach schweren Ölen und Lacken. Das Funkgerät war hinter dem Ruderstand fest an der Wand montiert, und man hätte über der Armaturenkonsole durch vier

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