Mussolini und Hitler by Christian Goeschel
Autor:Christian Goeschel
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Antisemitismus, Faschismus, Holocaust, Landtagswahl Sachsen, NS, NSDAP, Nationalsozialismus, Nazis, Rechte Ideologie, Rechtsradikalismus, Shoah
Herausgeber: Suhrkamp Verlag
veröffentlicht: 2019-02-14T16:00:00+00:00
7
In den Abgrund
1941-1943
I
Am 30. Januar 1941, kurz nach der verhängnisvollen Berghofbegegnung, die das Ende des italienischen »Parallelkriegs« markiert hatte, sprach Hitler zum Jahrestag seiner Ernennung zum Reichskanzler im Berliner Sportpalast. In seiner Rede erklärte er: »Der Duce und ich, wir zwei sind weder Juden, noch sind wir Geschäftemacher. Wenn wir beide uns die Hand geben, dann ist das der Handschlag von Männern, die eine Ehre besitzen!« Um Zweifel am Bündnis mit Italien auszuräumen, betonte Hitler die Besonderheit seiner Beziehung zu Mussolini und stellte sie unausgesprochen der von Churchill und Roosevelt gegenüber, die er als Teil einer jüdischen Weltverschwörung sah.1 Laut einem Bericht des SD begrüÃte das »deutsche Volk« Hitlers Rede, weil seine offenen ÃuÃerungen über die Serie italienischer Niederlagen und seine gleichzeitige Loyalitätsbekundung gegenüber dem Bündnispartner erkennen lieÃen, dass die militärischen Misserfolge Italiens für Deutschlands Kriegführung keine zentrale Rolle spielten.2
Trotz seines militärischen Scheiterns gab Mussolini sich weiterhin fest überzeugt von einem Sieg der Achsenmächte. Eine Ãnderung seiner Rhetorik hätte sein Regime vollends untergraben. Am 23. Februar, einige Wochen nach dem Fall Tobruks, hielt er vor römischen Faschisten eine Rede im Teatro Adriano, ein alljährliches Ritual, das der faschistischen Herrschaft mit ihren angeblichen Wurzeln im Römischen Reich Legitimität verleihen sollte. Ebenso wie Hitler in seiner Sportpalastrede wetterte Mussolini gegen Italiens Feinde, die »freimaurerische, demokratische, kapitalistische Welt«. Wäre Italien im September 1939 für einen Krieg gerüstet gewesen, so hätte es damals schon an der Seite des nationalsozialistischen Deutschland gekämpft, erklärte der Duce und behauptete sogar, Italiens Nichtbeteiligung am Krieg habe die triumphalen deutschen Siege 1939 und 1940 erleichtert. Implizit rechtfertigte er damit seine Parallelkriegsstrategie, die spektakulär gescheitert war. Mussolinis verzweifelte Versuche, den Krieg unter Verweis auf Garibaldi und Mazzini zu rechtfertigen, waren jedoch wenig überzeugend, da die Helden des Risorgimento in ihrem Streben nach einem vereinten Italien seinerzeit von den Briten unterstützt worden waren. Wie nicht anders zu erwarten, folgte den ÃuÃerungen des Duce donnernder Applaus, der suggerierte, das faschistische Regime sei auf dem richtigen Weg.3 Der SD, der die deutsche Rezeption der Rede unter die Lupe nahm, stellte fest, vielen Deutschen sei aufgefallen, dass Mussolini endlich Italiens miserable militärische Leistung zugegeben und Deutschlands Führungsrolle in Europa anerkannt habe.4
Dass Italiens Kriegführung Hitler Kopfzerbrechen bereitete, war deutlich spürbar. Am 5. Februar 1941 schickte er Mussolini einen herablassenden Brief, geschrieben »unter dem Gefühl der Sorge, das Richtige zu tun, um Ihnen, Duce, zu helfen, eine Lage zu überwinden, die nicht nur in der übrigen Welt, sondern auch in Ihrem eigenen Volk auf die Dauer psychologisch ungünstige Wirkungen ausüben muë. Hitler fürchtete, Italien werde das Achsenbündnis verlassen, falls Mussolini gestürzt werden sollte. Mussolini, der den Beitrag Italiens unter Beweis stellen wollte, indem er mehr Männer für den Kriegsdienst mobilisierte, leitete das Schreiben an den König weiter und betonte, Hitler habe mit seinen Sorgen um den italienischen Feldzug Recht. Dies war ein weiterer Beleg dafür, dass die italienisch-deutsche Allianz zunehmend zur Belastung für Deutschland wurde.5
Trotz alledem hatten deutsche und italienische Militärs die Bedeutung Mussolinis und Hitlers als dasjenige Diktatorenpaar, das Europa durch das Achsenbündnis eine neue Ordnung geben würde, verinnerlicht.
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