Mr. Lawrence, mein Fahrrad und ich by Shelly King
Autor:Shelly King [King, Shelly]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783644313118
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2015-03-30T16:00:00+00:00
Siebtes Kapitel
Die Getreuen
* * *
Begegnen wir einander täglich? Wie kann es sein, dass ich dich nicht erkenne? Dein Gesicht nicht erblicke?
Henry
Am nächsten Morgen um acht schlief ich noch halb, als ich die Tür zum Dragonfly aufschloss. Ich hatte schon oft versucht, früher hier zu sein, vor allem um die eBay-Bestellungen herauszuschicken, bevor der Laden um zehn aufmachte. Doch dies war das erste Mal, dass ich es wirklich geschafft hatte. Am Abend zuvor, als ich nach jenem späten Besuch im Dragonfly mit Rajhit nach Hause gekommen war, hatte ich an meiner Tür eine Nachricht von Hugo vorgefunden, in der er mich bat, früh mit der Arbeit zu beginnen, und mir als Belohnung dafür Himbeer-Scones und seine berühmten kleinen Quiches mit Speck und rotem Paprika versprochen hatte.
«Ah! Maggie!», sagte Hugo. Er trat gerade aus dem Lager und erwischte mich mitten beim Gähnen. «Dann können wir jetzt anfangen.»
Als ich den Mund geschlossen und die Augen richtig geöffnet hatte, sah ich, dass Hugo in der einen Hand einen verbeulten Kochtopf und in der anderen einen Holzlöffel hielt. Beide Dinge hatte ich zuvor auf einem Regal im Büro gesehen. Ich war davon ausgegangen, dass sie dort rein zufällig lagen, doch das war offenbar nicht der Fall, was mich nun nervös machte. Hinter Hugo stand Jason, der in der Hand eine Schachtel Streichhölzer und zwei gräulich-grüne Stängel einer getrockneten Pflanze hielt. Er sah aus, als hätte ihm eben jemand gesagt, eine Invasion von Twilight-Fans stünde kurz bevor.
«Was ist denn los?», fragte ich.
«Wir müssen die Bücher berühren», sagte Jason.
«Na ja, ein bisschen mehr ist es schon», sagte Hugo und schlug mit dem Löffel gegen den Topf. «Wir tränken die Bücher mit unserer Energie.»
«Wir müssen die Bücher berühren», wiederholte Jason und schnippte mit den Fingern in Richtung einer Reihe von Krimis.
«Dann berühren wir sie also mit Töpfen und Löffeln?», fragte ich.
«Nein, nein», sagte Hugo. «Der Topf und der Löffel dienen allein dazu, die Luft mit Energie zu erfüllen.»
«Und was, wenn stattdessen die Luft mit Büchern erfüllt wird?», fragte ich.
Hugo ließ die Arme und die Schultern hängen. «Jetzt redest du aber wirklich Blödsinn.»
Ich beschloss, den Mund zu halten und einfach gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
In der nächsten halben Stunde ging Hugo zwischen den Regalen entlang und schlug dabei mit dem Löffel auf den Topf, während Jason und ich ihm folgten wie zwei Messdiener, in der Hand brennende Salbeizweige, um den Raum auszuräuchern.
«Das Problem bei gebrauchten Büchern ist», erklärte Hugo, «dass sie ihre Vergangenheit mit sich herumtragen. Sie werden nicht druckfrisch in Kisten verpackt und in einen Laden geschickt, sondern Leute überlassen sie uns, die sie nicht mehr haben wollen. Wie Waisenkinder aus einem Dickens-Roman. Sie werden ausrangiert, wenn ihre Besitzer ihr Leben verändern. Bei einem Umzug sind sie zu schwer oder nehmen zu viel Platz weg. Und so landen sie hier. Wir müssen sie von ihrem früheren Leben befreien, damit sie zu denen weitergehen können, die sie wirklich wollen.»
Jason machte genauso ein Gesicht wie Grendel, wenn ich ihm in der Sonne stand. Wenigstens in diesem einen Moment waren wir zu Verbündeten geworden.
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