Mr. Lamb by Nadzam Bonnie

Mr. Lamb by Nadzam Bonnie

Autor:Nadzam, Bonnie
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-02-04T05:00:00+00:00


Am Morgen war der Himmel hell wie poliertes Silber. Schnee bedeckte Lambs Stiefel und reichte ihm bis zu den Knöcheln. Nach Norden hin endete die Wolkendecke, eine strahlend blaue Linie Tageslicht verlief wie ein Schnitt gleich unterhalb der Wolken – eine Täuschung, von der Entfernung bewirkt.

Am Ende des Fahrweges, beim Zaun, beugte er sich vornüber und sah sich um. Niemand beobachtete ihn, oder? Niemand, der ihn sah und sich daran erinnern und es melden würde, und er übergab sich in den Schnee. Dann richtete er sich auf und scharrte Schnee darüber und ging auf die Straße.

Er suchte im Schnee nach Fosters Fußspuren, aber der meiste Schnee war nach Mitternacht gefallen. Mit seiner dicken Schafslederjacke bekleidet rasierte er sich am Fluss und spülte sich den Mund mit eiskaltem Wasser aus, dann ging er rein und fing an, in der Hütte und in der Werkstatt aufzuräumen: Er las ihre schmutzigen Socken, ein Haargummi und den kleinen gelben Pullover auf. Er holte aus dem Auto alles, was nicht ihm gehörte, brachte es in die Werkstatt und betrachtete sie in ihrem Schlaf. Er ging wieder in die Hütte, holte ein paar fadenscheinige Handtücher, stopfte sie um die Fensterrahmen und verklebte sie zur besseren Isolierung mit braunem Band um die Fenster.

»Packst du?« Das Mädchen richtete sich im Bett auf, die Wangen vom Schlaf gerötet.

»Nein, Liebes. Ich räume auf, bevor die Gäste kommen.«

»Welche Gäste?«

»Sollten wir nicht Gäste haben? Ein Abendessen am Feuer?«

»Du bist verrückt.«

»Pst.« Er setzte sich auf die Bettkante und zog ihr eine Mütze auf den Kopf. »Ich habe noch kein Feuer gemacht. Es ist kalt. Du siehst schön aus, so verschlafen, das Gesicht ganz verquollen von Schlaf.«

»Hat es geschneit?«

»Und wie. Aber bis Mittag ist der Schnee wieder weg.«

»Oh.«

»Möchtest du rausgehen und gucken?« Er steckte sein Gesicht in ihr Haar. Es roch so, wie Haar riecht, wenn es draußen kalt ist – wenn Schnee liegt. Metallisch, faserig. »Ist dir warm genug?« Er nahm ihr Gesicht in die Hände. »Jetzt siehst du mich, oder?«

»Ja.«

»Du erkennst mich, oder?«

Sie nickte.

»Mir ist es nicht peinlich.«

Sie schüttelte den Kopf. »Mir auch nicht.«

»Ich mag dich richtig gern.«

»Ich mag dich auch.«

»Wir haben viel Glück, oder?«

Nicken.

»Von gleich zu gleich, oder?«

* * *

Tommie und Lamb waren draußen hinter der Hütte auf halbem Weg zu der Heugabel und betrachteten einen riesigen, mit Tierhaaren bedeckten Bärendunghaufen, als der weiße Wagen langsam über den unebenen Fahrweg herankam. Das Mädchen sah ihn zuerst.

»He«, sagte sie und zeigte in die Richtung. »Die Gäste.«

Lamb sah auf und blickte mit angestrengten Augen in die Ferne. Er drehte sich zu dem Mädchen um. »Rein.« Er nahm sie am Arm und lief mit ihr zurück zur Hütte.

»Wer ist das?«

»Ich weiß es nicht.« Er machte die Tür auf, sah wieder zur Straße hinüber und schob das Mädchen hinein.

Ihm brach der Schweiß in den Achselhöhlen und an den Lenden aus. Er schob sie vor sich her, sie sah immer wieder zu ihm auf, und schließlich stolperten sie in die Hütte, und er machte die Tür zum Wandschrank auf. Das weiße Auto bog in die Einfahrt ein, und im selben Moment schob er Tommie in den Wandschrank.



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