Moving the Social 472012 by Unknown

Moving the Social 472012 by Unknown

Autor:Unknown
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783837510195
Google: BqimngEACAAJ
Herausgeber: Klartext-Verlag
veröffentlicht: 2012-01-15T03:14:30+00:00


Von der Grube Göttelborn zur Cité der Industriekultur

Bereits im Jahre 1773 wurde über erste Kohlengruben innerhalb der Feldesgrenzen des späteren Bergwerks Göttelborn, gelegen im gleichnamigen Ortsteil der Gemeinde Quierschied, berichtet.69 Gefördert wurden hier vornehmlich Flammkohlen, die vor allem auf dem Energiemarkt zur Verstromung abgesetzt wurden. Die Direktion des Bergwerks Göttelborn konstatierte noch 1987 bis zur Teufe von 1.000 Metern Kohlenvorräte von über 150 Mio. Tonnen, die einen noch 100 Jahre andauernder Betrieb im Grubenfeld ermöglichen würden.70 Dieser Optimismus schlug sich auch in dem 1988 vereinbarten Drei-Gruben-Konzept der Saarbergwerke AG nieder, das vorsah, den Betrieb der Gruben Warndt/Luisenthal, Ensdorf und Göttelborn zusammenzulegen. Mit der Abteufung eines neuen Schachts und der Errichtung eines imposanten, 90 Meter hohen Förderturms über Schacht 4, der in der Öffentlichkeit bald als „Weißer Riese“ bezeichnet wurde, schien die Zukunft des Bergwerks langfristig gesichert.71 „Dieses Schachtgerüst“, so Werner Externbrink aus dem Vorstand der Saarbergwerke AG anlässlich der Fertigstellung des Fördergerüsts im Jahre 1994, „betrachten wir als Symbol. Und zwar als Symbol für die Zukunft unseres Unternehmens.“72 Tatsächlich wurde der Betrieb von Göttelborn aber schon sechs Jahre nach der Fertigstellung von Schacht 4 vor dem Hintergrund sinkender Kohle-Subventionen wieder eingestellt. Nachdem über 200 Mio. Euro in den Bau von Schacht und Förderturm gegangen waren, verfügt der Standort Göttelborn nun über ein markantes und aufgrund der kurzen Betriebsdauer gut erhaltenes Zeugnis der jüngsten Bergwerksarchitektur,73 das sich schon aufgrund seiner ungeheuren Dimensionen hervorragend als Landmarke eignet und dem Ganser den Stellenwert einer zukünftigen „Ikone des modernen Saarlandes“ prophezeite.74 Zum Ensemble gehören ebenfalls die gut erhaltene Kohlenwäsche, die Werkstatt und das Maschinenhaus. Zudem dokumentiert Göttelborn IV in eindrucksvoller Weise die unter Umständen recht kurzlebigen Zukunftserwartungen von Politik und Wirtschaft.

Göttelborn solle, so die Kommission Industrieland Saar, zu einer kulturell-gewerblichen „Zukunftswerkstatt“ entwickelt werden, in welcher „die Künste“ – Architektur, Gartenkunst, Design, bildende Kunst und Musik – in Anlehnung an das Bauhaus in Dessau vereint werden.75 Mit ca. 120 Hektar nutzbarer Fläche steht für derartige Visionen und auch für die gewerbliche Nutzung auf dem stillgelegten Bergwerksgelände genügend Raum zur Verfügung. In kleinen so genannten Meisterhäusern sollten investitionswillige Unternehmen und Kulturschaffende gleichermaßen Raum finden. Für die Umsetzung des Projektes wurden Kosten in Höhe von insgesamt 50 Mio. DM veranschlagt, darunter als Startfinanzierung zunächst circa 20 Mio. DM aus Mitteln der öffentlichen Hand. In einem nächsten Schritt wurde ein Strukturkonzept zur neuen Nutzung des Bergwerksgeländes erarbeitet.

In dem vom Planungsbüro Mediastadt – Urbane Strategien entwickelten und 2003 veröffentlichten städtebaulich-architektonischen Strukturkonzept wurde die Grube Göttelborn, nunmehr Sitz der IKS, als Cité der Industriekultur bezeichnet. Im Konzept heißt es, dass die „urban anmutende Dichte und […] städtebauliche Raumdimension“ eine „Aufenthaltsqualität“ verspreche, welche „die Sinne anregt und den gebauten Raum zum Erlebnis“ werden lassen.76 Zudem solle eine „raummächtige Industrienatur“ als eine „Komplementärwelt zum technischen […] Alltag“ zukünftig „integrativer Bestandteil der Cité“ werden.77 Konkreter wird das Konzept bei der Definition der verschiedenen Entwicklungsflächen „Stadt“, „Bühne“ und „Park“ des Areals. Als „Bühne“ wurde der eigentliche Betriebsstandort des Bergwerks Göttelborn bezeichnet, der nun als Ausstellungsfläche für anzusiedelnde Gewerbebetriebe dienen soll. „Park“ bezog sich auf den Landschaftsraum mit Bergehalde und Absinkweiher.



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